This is Africa – Reisen durch eine andere Welt
Bei unserer Reise durch die Baja California im Februar 2001 haben wir immer wieder Probleme mit der enormen Armut in den Landesteilen, die nicht touristisch erschlossen sind. Wie erwartet haben wir dieses Problem auch in Afrika.
Im europäisch – oder eigentlich eher deutsch – geprägten Windhoek fallen uns sofort die hohen Mauern und elektrischen Zäune um Hotels und Privathäuser auf, die offensichtlich wohlhabenden Besitzern gehören. Mir fällt das Kinderlied „Wer hat Angst vom dem schwarzen Mann" ein. Ein Weißer, der in Afrika lebt? Oder ein Tourist, der ins Hinterland fährt und vor einem Dorf stehen bleibt…
Die meiste Zeit halten wir uns out of Africa auf, in der geschützten Umgebung von Nationalparks oder Campingplätzen, in der uns auch die einheimische Bevölkerung freundlich oder höflich begegnet.
Into Africa
Das „echte" Afrika erleben wir zum ersten Mal auf der Fahrt vom europäisch geprägten Swakobmund zum Etosha Nationalpark. Wir verlassen Weiß-Afrika und tauchen ein in den Schwarzen Kontinent. Es fällt uns schwer, uns an die Kraals und die vielen Menschen am Straßenrand zu gewöhnen, die weite Strecken für Wasser oder Brennholz zurücklegen. Bei unserer zweiten Reise im September/Oktober 2015 haben wir damit deutlich weniger Probleme.
Ein Foto mit einer Himba oder Herero-Frau gefällig?
Auf dem Weg nach Khorixas springt plötzlich eine Himba-Frau auf die Straße. In Deutschland bieten leicht bekleidete Damen am Straßenrand gewöhnlich andere Dienste an als sich gegen Geld fotografieren zu lassen – und sie tragen, soweit wir wissen, ein Oberteil. Wir erschrecken gewaltig, obwohl die Frau in sicherem Abstand zur Straße stehen bleibt. Im Abstand von wenigen Metern laufen abwechselnd Himba- und Herero-Frauen Richtung Straße, teilweise könnten wir auch ein Gruppenfoto mit Angehörigen beider Stämme machen. Einige tänzeln uns mit schwingenden Röcken entgegen. Hier könnte man sicher auch nette Videos drehen. Wir winken bedauernd ab und fahren weiter.
Bettelnde Kinder auf der Straße
Irgendwann laufen vier Kinder auf die Straße. Mir fällt das Weiterfahren und Ignorieren noch schwerer als bei den Frauen, die sich gegen Geld von vorbeifahrenden Touristen ablichten lassen wollen. Wir fahren trotzdem vorbei.
Khorixas – die erste „schwarze" Stadt
In Khorixas sehen wir zum ersten Mal Menschen auf der Straße sitzen, auch vor dem Supermarkt. Der Geldautomat wird von zwei Security-Leuten bewacht. Dass Parkplätze bewacht werden, sind wir schon gewöhnt. Der Mann, der uns hier anbietet, auf unser Auto aufzupassen, würde in Windhoek und Swakopmund wohl von der Security weg gejagt. Wir nehmen sein Angebot trotzdem höflich dankend an und bezahlen für seine Dienste. Im Supermarkt sind wir die einzigen Weißen. Das scheint keinen zu stören - außer mich. Meine Befürchtungen bestätigen sich. Wir müssen uns erst an Afrika gewöhnen. Und das fällt vor allem mir nicht leicht.
Hilfe macht Mut
Uns ist bewusst, dass es den Menschen in Namibia noch deutlich besser geht als in anderen Teilen Afrikas. Ich pflege seit einiger Zeit ehrenamtlich die Website des Hilfsprojekts „Hilfe macht Mut", das Aids-Waisen in Südafrika unterstützt.
Aber es ist ein Unterschied, ob man sich mit den Problemen eines Landes auf einer schön gestalteten Website im Internet befasst und dabei das gute Gefühl genießt, einen kleinen Beitrag leisten zu können, dass es dort einigen Menschen besser geht - oder ob man diese Armut live erlebt und sich als Wohlstandsmensch deplatziert vorkommt.
Wir machen uns immer wieder bewusst, dass Tourismus Arbeitsplätze und Infrastruktur schafft und einen erheblichen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufstieg eines Landes leistet. Wir bringen viel Geld ins Land und geben auch sehr großzügige Trinkgelder. Das hilft aber nur den Menschen, die mit Touristen zu tun haben. Die Kraal-Bewohner im Hinterland profitieren nicht von den vielen Fremden, die in ihr Land kommen.
Fremde unerwünscht
Entlang der Hauptstraßen und in der Nähe von Tourismus-Zentren sehen wir viele winkende Kinder am Straßenrand. Wir winken immer freundlich zurück. Hier haben die Menschen die Fremden wohl als Geldbringer erkannt und anerkannt. Im Hinterland des Caprivi Strips (Sambesi Region), der bisher noch wenig touristisch erschlossen ist, winkt und lächelt keiner mehr. Hier schlägt uns offene Fremdenfeindlichkeit entgegen.
Die Zeiten ändern sich - Fremde willkommen - auch im Caprivi Strip
Im Oktober 2015 scheinen sich die Einheimischen an die Touristen gewöhnt zu haben und wir erleben keinerlei fremdenfeindliche Reaktionen mehr, auch nicht als wir uns in Rundu verfahren und in einem Außenbezirk landen, der von extremer Armut geprägt ist. Die meisten Menschen nehmen uns gar nicht zur Kenntnis. Andere wirken neugierig-überrascht oder amüsiert. Ihnen ist vermutlich klar, dass wir uns verfahren haben. In einer der Schulen ist gerade der Unterricht zu Ende und es strömen Dutzende von Kindern Richtung Straße. Einige winken, viele lachen, aber auch hier interessieren wir die meisten gar nicht. Wir sind froh, dass um uns herum scheinbar alle so entspannt sind. Wir sind es nicht.
Die Straße ist mit Schlaglöchern übersäht und teilweise auch extrem sandig. Wir kommen an einem Taxi vorbei, dessen Fahrer gerade einen Reifen aufpumpt, während der Fahrgast ungeduldig auf die Uhr schaut. Vielleicht fühlt er sich in dieser Umgebung genauso unwohl wie wir. Wir sind froh, als wir nach einer gefühlten halben Ewigkeit wieder auf der Hauptstraße sind und eine Welt hinter uns lassen können, in die es uns zum Glück nur kurz verschlagen hat.
Caprivi am Sonntag Morgen und Einkaufen in Rundu - eine völlig andere Welt
Als wir am Sonntag Morgen in den Bwabwata Nationalpark im Caprivi Strip (Sambesi Region) fahren, offenbart sich uns ein völlig neues Bild. Wir bekommen den Eindruck, dass Kraal nicht unbedingt gleichbedeutend mit bitterer Armut sein muss. Dass es in Namibia – auch im Caprivi Strip - durchaus auch Luxus gibt, erleben wir zwei Wochen später bei einem Einkauf in Rundu am Samstag Vormittag.
Out of Africa
In den Nationalparks und Rest Camps, in denen wir uns die meiste Zeit aufhalten, ist die Welt sowieso in Ordnung – zumindest für uns Touristen. Ich nenne diese scheinbar heile Welt gerne „Out of Africa" oder „Africa Light".