Frust lass nach! – Dank Dan
Nach unserem eher suboptimalen Aufenthalt im Mambwa Campsite und einem nicht gerade ergiebigen Game Drive im Bwawata Nationalpark kommen wir am 10.10.2015 gegen 11 Uhr ziemlich frustriert in Dan’s Mavunje Camp an. Dan fährt gerade raus, will aber in einer Stunde wieder zurück sein. Wir sollen uns bis dahin schon häuslich einrichten. Das trifft sich gut. Bei Dan muss man normalerweise dreimal hupen, um sich bemerkbar zu machen. Unsere Hupe funktioniert nicht und wir konnten sie bisher auch nicht reparieren (lassen).
Frust total
Dans sehr gut angelegter und idyllisch gelegener Campingplatz baut uns heute auch nicht wirklich auf. Wir sind immer noch total frustriert und stellen wieder den Rest unserer Reise in Frage: Weitere Fahrten über krasse Offroad-Pisten und durch tiefen Sand. Am Auto ist auch dauernd irgendwas. Wenn wir nun doch noch irgendwo im Hinterland stecken bleiben oder wieder einen Reifen platt fahren? Außerdem hat Manfred mehrfach im Internet gelesen, dass man als Individualreisender teilweise nicht mehr in den Chobe Nationalpark rein fahren darf. Zumindest nicht in der Zeit, in der sich Game Drives wirklich lohnen. Ich würde am liebsten Richtung Süden fahren, in die Gegend um Lüderitz oder so. Aber das ist viel zu weit weg. Manfred überlegt sogar kurz, die Reise abzubrechen und vorzeitig zurück zu fliegen.
Dan muntert uns wieder auf
In unsere trüben Überlegungen platzt ein gut gelaunter Dan, der seine Einkäufe in der Kühltruhe in unserem „Wohnzimmer" verstaut. Er lässt sich von unserer gedrückten Stimmung nicht anstecken und schafft es in kurzer Zeit, all unsere Zweifel auszuräumen. Er findet unsere Pläne gut: Game Drives in den Mudumu Nationalpark, Bootstour mit ihm. Senyati Camp, Chobe Nationalpark mit Game Drives und Bootstour. Perfekt. Er war erst vor zwei Wochen im Chobe Nationalpark – natürlich auf eigene Faust – und hatte überhaupt keine Probleme, da rein zu kommen. Und hat alles gesehen, was man sich nur vorstellen kann. Wir sollen nicht jeden Mist glauben, der im Internet steht und lieber mit Leuten reden, die hier leben.
Lasst die Bösen nicht gewinnen!
Auch auf Manfreds Bedenken wegen der Überfälle auf Touristen im Ihaha Camp im Chobe Nationalpark reagiert Dan mit einer klaren Ansage: Überall werden Leute überfallen. Das Risiko, überfallen zu werden, ist in Deutschland sicher höher als in einem Nationalpark in Afrika. Außerdem wird Ihaha mittlerweile bewacht. Wenn die Guten aufhören, dahin zu fahren, nur weil jemand überfallen oder getötet wurde, siegen die Bösen. „Don’t let the bad people win!" Das sehen wir genauso.
Wir können zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, wie Recht Dan mit seiner Behauptung haben soll, dass das Risiko in Deutschland oder Europa höher ist als in Afrika. Knapp fünf Wochen später erschüttern die Terroranschläge in Paris die Welt. Wenige Tage später wird in Hannover ein Fußballspiel abgesagt – wegen einer ernst zu nehmenden Terror-Warnung. Wir kommen trotzdem nicht auf die Idee, deswegen große Veranstaltungen zu meiden, wie den Weihnachtsmarkt in München, den wir im Dezember mit Freunden besuchen. Wir sind auch nach dem 11. September 2001 über Sylvester nach New York geflogen. Nicht trotz, sondern genau wegen der Terroranschläge auf das World Trade Center. Am ersten Jahrestag des Attentats haben wir eine Benefiz-Diashow über den Südwesten der USA und New York nach dem 11. September 2001 abgehalten.
Und jetzt sollen wir uns von ein paar Kriminellen davon abhalten lassen, an einem Platz direkt am Chobe zu campen? Dan hat Recht: Wir lassen die Bösen nicht gewinnen. Und Aufgeben ist sowieso nicht unser Ding. Ganz im Gegenteil. Wir ziehen das jetzt durch, wie geplant. Trotz schlechter Pisten und gefährlichen Begegnungen mit Tieren. Das ist Afrika. Da gehört das einfach dazu. Das wussten wir vorher und sind trotzdem wieder her gekommen.
Sorry, wir sind Deutsche – und dann waren da noch die Rhinos und Elefanten...
Ich entschuldige mich bei Dan: Wir sind Deutsche. Das ist das Problem. Deutsche machen sich immer viel zu viele Gedanken. Außerdem sind wir aus irgendeinem Grund immer fix und fertig, wenn wir bei ihm angekommen. Beim ersten Mal haben wir uns verfahren. Am Vortag sind wir in eine Elefantenherde geraten. In tiefem Sand. Schon wieder. Wie damals am Horseshoe. Und dann waren noch diese beiden Rhinos, die ganz nah ans Auto gekommen sind. Das zweite ist nach drei Scheinangriffen noch ums Auto rum und von hinten wieder ran gekommen.
Natürlich schildere ich unser Mini-Trauma deutlich dramatischer - so wie ich es später auch im Reisebericht schreibe. Und weil Bilder mehr sagen als Worte, zeigen wir Dan das Video. Dan versteht. Uns. Dass wir Angst hatten. Nicht, dass sich das Rhino so seltsam verhalten hat. Vielleicht ist auf das Tier einmal geschossen worden. Das würde sein Verhalten erklären. Dieser Gedanke trägt nicht unbedingt zu unserer Beruhigung bei. Gut, dass wir das nicht in Betracht gezogen haben, als der Koloss um unser Auto herum geschlichen ist. Dan stellt fest, dass uns die Hitze stresst. Die stresst jeden.
Dans Tipp für einen perfekten Nachmittag
Wir sollen in die Mamushasha Lodge fahren, einen schönen Salat essen und etwas Kühles trinken. Dann sollen wir in den Mudumu Nationalpark weiter fahren. Aber nicht an den Fluss, sondern an ein Wasserloch hinter einem Windrad und dort auf dem Ansitz abwarten, was kommt. Das würde er tun, wenn er gestresst ist. Genau gesagt TUT er das, wenn er total gestresst ist. Auch wenn am Wasserloch gerade nichts los ist: Unbedingt da bleiben und warten. Wir sehen bestimmt etwas. Und was wir da sehen!