Emanya@Etosha Lodge –
Aufdringliche Strauße und Dutzende Elands
Aufdringliche Strauße und Dutzende Elands
Natürlich haben wir bei unserem ersten Dinner in der Emanya@Etosha Lodge keine Kamera dabei und können die Elands nicht fotografieren, die zum Wasserloch kommen, genau wie bei unserem ersten Dinner in Roy’s Rest Camp im Oktober 2013. Aber genau wie bei Roy lernen wir auch diesmal dazu und gehen am nächsten Tag schon um 17:30 Uhr zum Wasserloch, in der Hoffnung, dass die Elands schon vor Sonnenuntergang auftauchen.
Vorerst ist außer den Logde-Sträußen nur ein Oryx da. Der ist schon fertig mit Trinken und geht kurz darauf weg. Schade. Das war der letzte Oryx, den wir zu sehen bekommen. Manfred wird es zu heiß und er geht um 18:30 Uhr in unser wohl klimatisiertes Zimmer zurück.
Ich bleibe sitzen und warte weiter, zusammen mit einem Französisch-sprachigen Paar, das ein Tierbuch studiert. Einige Antilopen tauchen auf, u. a. zwei Hartebeests und ein Kudu. Im Hintergrund ist kurz ein Specht zu hören. Neben mir nimmt eine deutsche Frau in meinem Alter mit einem Gehstock Platz, die mit ihrem Begleiter Englisch spricht.
Die Elands kommen
Gegen 18:45 Uhr ist in der Ferne ist eine zunehmende Staubwolke zu sehen. Die Elands kommen! Mindestens 30-40 Tiere mit sehr vielen Jungtieren und zwei ausgewachsenen Bullen. Ich kann es kaum glauben. Das ist ja fast wie beim Einmarsch einer Elefantenherde ! Genauso beeindruckend. Und genauso staubig. Genau wie bei Ankunft der grauen Riesen ergreifen alle anderen Tiere die Flucht, als die größten Antilopen Afrikas in Sicht kommen. Einige Springbocks machen dabei ihrem Namen alle Ehre. Leider kann ich das nicht fotografieren.
Dafür fotografiere ich die Elands, was das Zeug hält. Filmen kann ich leider nicht, weil Manfred die Videokamera mitgenommen hat. Wenn ich jetzt ins Zimmer zurück gehe und Bescheid sage, ist das Licht weg. Also fotografiere ich weiter. Elands in der Abendsonne. Elands bei Sonnenuntergang.
Genau wie bei Roy wurde auch hier Futter für die Tiere ausgelegt, zwischen Wasserloch und Aussichtsplattform. Und auch hier stürzen sich die Elands auf die Nahrung. Und halten sich direkt vor uns auf. Grandios! Und Manfred ist wieder nicht dabei...
Lose Gegenstände in Sicherheit bringen
Dafür kommt der Strauß wieder und hackt wieder an der Plattform rum, genau wie am Nachmittag. Scheinbar bettelt er so um Nahrung. Das würde erklären, warum er meine Nachbarn so erwartungsvoll anblickt. Ich rate der Frau neben mir, ihre Mütze weg zu legen, bevor der Strauß sie zu fassen bekommt. Ob die so was machen? Keine Ahnung. Zutrauen würde ich es ihnen. Ich habe jedenfalls meine Kameratasche schon HINTER meinen Sessel gelegt. Die Dame mit dem Tierbuch folgt meinem Rat und legt ihre Mütze außer Reichweite.
„Betrunkener Strauß beißt geh-behinderte Frau ins Bein"
Der Strauß ist mittlerweile bei der Dame zu meiner Linken angekommen. Die richtet ihren Gehstock auf ihn und sagt irgendetwas Provozierendes auf Deutsch. Der Strauß schnappt nach dem Stock, der auf ihn gerichtet ist. Das würde ich an seiner Stelle auch tun. Meine Landfrau lässt verlauten, dass er den nicht kriegt. Und provoziert das Tier weiter. Ich reiße mich zusammen und sage nichts. Sonst heißt es wieder, die Deutschen müssen sich in alles einmischen und immer alle bevormunden, weil sie meinen, dass sie alles besser wissen. In diesem Fall weiß ich es besser, halte aber trotzdem den Mund. Bei diesen Tieren ist eh nichts mehr zu retten. Die sind schon hoffnungslos verdorben von zahllosen Touristen, die sich vermutlich viele Jahre lang genauso unangemessen verhalten haben.
Irgendwann wird es dem Strauß zu dumm und er geht auf die andere Seite der Plattform. Dort hält ihm ein anderer LodgeGast ein volles Bierglas hin, zieht es aber sofort zurück, als der Strauß daraus trinken will. Er wiederholt das Spielchen noch ein paar Mal. Dann wird dem Strauß auch das zu blöd und er zieht von dannen.
Langsam wundert mich echt nichts mehr. Also dass die Tiere hier so zutraulich oder schon fast aufdringlich sind. Wenn die Leute sie ständig mit irgendwas anlocken. Ich sehe schon die Schlagzeile in der Boulevard-Presse: „Betrunkener Strauß beißt geh-behinderte Frau ins Bein". Wenn Tiere Menschen angreifen, ist meistens der Mensch schuld. Hier wäre es auf jeden Fall so gewesen. Aber das Tier greift nicht an. Wie meistens. Zum Glück.
Niemand kennt Elands
Nachdem die Strauße weg sind, können wir uns wieder auf die Elands konzentrieren. Die Französisch-sprachige Dame mit dem schlauen Tierbuch fragt mich, ob ich weiß, was das für Tiere sind. "Eland-Antilopen" - "Oh! Tatsächlich?" Scheinbar weiß ich momentan echt einiges besser. Oder ich mache den kompetentesten Eindruck, weil ich als einzige so viel fotografiere. Und auch als einzige mit einer richtigen Kamera. Die anderen fotografieren alle mit Handy.
Mobiltelefone sind interessanter als seltene Antilopen
Die meiste Zeit nutzen sie ihre Mobiltelefone aber für SMS oder Internet. Dafür sind sie eigentlich auch da. Ich frage mich nur, warum die Leute am Wasserloch sitzen, wenn sie sich gar nicht für die Tiere interessieren, die man – ganz nebenbei bemerkt – nur äußerst selten zu sehen bekommt und schon gar nicht so zahlreich. Als hätte sie meine Gedanken erraten, fragt mich die Frau mit dem Stock, ob ich weiß, was das für Tiere sind. Ich erkläre ihr auf Deutsch, dass das Eland-Antilopen sind. Aha. Scheinbar kann sie mit dieser Information nicht besonders viel anfangen. Sie hackt weiterhin auf ihrem Handy rum, das scheinbar viel interessanter ist als das einzigartige Schauspiel am Wasserloch. Aber das ist ihre Entscheidung.
Kampf ums Futter, rivalisierende Bullen und Eland beim Säugen
Kurz nach 19 Uhr kommt Manfred an. Ich erzähle ihm aufgeregt, was er alles versäumt hat. 30-40 Elands, die angekommen sind. Das war wie der Einmarsch der Elefanten am Wasserloch hinter dem Halali Camp – damals, 2013. Und noch beeindruckender als die Elands am Wasserloch an Roy’s Rest Camp.
Aber das Schauspiel ist auch jetzt noch beeindruckend. Genau wie in Roy’s Rest Camp brechen erste Kämpfe ums Futter aus. Die großen Antilopen jagen sich gegenseitig von den Resten weg. Es kommt auch zu Rivalitäten zwischen den beiden Bullen.
Unsere Landfrau berät sich mit ihrem Begleiter, ob das hier zwei Herden sind, weil auch zwei Bullen dabei sind. Entweder interessiert sie sich doch für das Geschehen, das sich da vor ihrer Nase abspielt – oder sie hat unser Gespräch mitgehört. Genau das habe ich nämlich gerade zu Manfred gesagt. Dann wird eines der Kälber gesäugt. Leider ist es mittlerweile schon zu dunkel zum Fotografieren.