Mahangu Lodge – Urlauber-Paradies mit Hippo-Garantie
Als wir am 8.10.2015 nach unserem ersten Game Drive im Mahango Nationalpark gegen 11:15 Uhr zur Mahangu Lodge zurückkehren, stehen wir zunächst im Stau. Nicht nur im Nationalpark ist mehr los, sondern auch hier. Eine Frau vom Housekeeping balanciert einen Stapel Handtücher auf dem Kopf. Ein weiterer Angestellter hält uns an, weil wir offensichtlich nicht eingecheckt haben. Wir sind auf Campsite 5. Ganz hinten. Alles klar.
Der Müll wurde entsorgt und Manfreds Badesandalen stehen auf dem Tisch. Er hatte sie am Morgen zum Trocknen auf die Feuerstelle gestellt, weil die in der Sonne lag. Das deutsche Management macht sich wieder bemerkbar. Hier muss alles seine Ordnung haben. Und Schuhe gehören nun mal nicht auf die Feuerstelle, auch wenn kein Feuer brennt.
Hippos an Land
Auf der gegenüberliegenden Flussseite taucht kurz ein Hippo auf und gleich wieder unter. Bisher haben wir die Flussbewohner nur gehört. Schön, auch mal einen zu sehen. Nach dem Mittagessen sehen wir sogar eines an Land gehen. Kurz darauf folgen zwei weitere. Dann noch eines und noch eines. Bis um 13:30 Uhr acht Hippos am gegenüberliegenden Flussufer stehen. Bei 35° C im Schatten. Die Tiere stehen in der prallen Mittagssonne.
Wir packen Laptop und Kameras und sichern uns einen guten Platz auf der Aussichtsplattform. Und beobachten bei einem kühlen Orangensaft dieses grandiose Schauspiel. Ein Angestellter fragt, ob wir die Elefanten gesehen haben. Die sind weiter vorne, also links. Die Hippos sind rechts, die Elefanten links. Am Morgen waren auch Büffel da. Die Mahangu Lodge ist wirklich ein Paradies für Tierfreunde! Wir bedanken uns höflich und suchen das Flussufer nach Elefanten ab: Zehn Tiere mit Nachwuchs, einem ganz Kleinen. Das ist vom Fluss aus vermutlich gar nicht zu sehen.
Wir gehen wieder zu unserem Platz zurück und bestellen einen weiteren Orangensaft. Das WIFI ist nicht besonders schnell. Wir rufen trotzdem unsere Website auf und checken die Berichte und Bildergalerien der Game Drives von 2013 – auch als Einstimmung auf die nächsten Tage. Zwischendurch schauen wir zu den Hippos rüber. Die stehen immer noch in der prallen Sonne und grasen. Um 14:30 Uhr kommt ein Boot an, das die Tiere scheinbar gar nicht zur Kenntnis nimmt. Scheinbar kommen fünf Gäste von einem Angelausflug zurück.
Keine Zeit für Mahlzeiten, wenn Tiere ankommen
Kurz nach 15 Uhr kommt ein deutsches Paar mit Kaffee und Schokoriegeln an. Die Frau fragt, ob bei uns noch ein Platz frei ist. Die beiden setzen sich hin. Der Mann packt den Riegel aus, die Frau rührt in ihrer Kaffeetasse und schaut über den Fluss. Im nächsten Moment springt sie auf und greift zu ihrem Fernglas. Aus irgendeinem Grund erklärt sie ihr Verhalten nicht ihrem Mann, sondern uns: „No time for meals ! Animals are coming!" Und eilt an den Rand der Beobachtungsplattform, ihr Mann hinterher. Ich sage zu Manfred: „Coming? Eher going!"
Scheinbar wird es den Hippos langsam doch zu heiß an Land und sie kehren wieder ins kühle Nass zurück. Kurz darauf kehren unsere Landsleute zurück. Die Frau ist etwas enttäuscht, weil sie zu spät gekommen sind. Ihr Mann sieht es positiv: Immerhin haben sie die Tiere noch gesehen. Also waren sie noch rechtzeitig da. Die Frau stimmt zu und widmet sich wieder ihrem Kaffee.
Nachdem der Schokoriegel gerecht geteilt und verzehrt ist, bietet der Mann an, eine weitere Tasse Kaffee zu holen. Seine Frau verwickelt uns in der Zwischenzeit in ein Gespräch und bewundert unsere Kamera-Ausrüstung, die ihrer Meinung nach besser für Tier-Fotografie geeignet ist als ihre kleine Kamera. Wir stimmen zu. Bisher läuft das Unterhaltung noch auf Englisch, das unser Gegenüber wirklich sehr gut beherrscht. Also müssen wir uns nicht unbedingt als Landsleute outen. Der Mann kommt mit dem Kaffee-Nachschub zurück und wir sind wieder uns selbst überlassen. Bis die Frau fragt, wie lange die Hippos eigentlich an Land waren. Ich antworte auf Deutsch: „Ziemlich genau zwei Stunden."
Hoffentlich habe ich unseren Landsleuten nicht die Kaffeepause verdorben
Ich hoffe, dass ich mit dieser Information den beiden nicht ihre Kaffeepause verdorben habe. Aber warum soll ich sie anlügen ? Das erste Hippo ist um 13:20 Uhr an Land gegangen. Da haben wir in der brütenden Mittagshitze auf dem Campingplatz eschmort, während die Lodge-Gäste sicher in ihren klimatisierten Zimmern auf der Couch gesessen oder ein Mittagsschläfchen gehalten haben. Es sei ihnen gegönnt. Die bezahlen auch viel mehr für die Übernachtung als wir. Aber ein wenig Schadenfreude ist schon mit dabei. Das muss ich zugeben.
Wir sehnen uns oft nach einem kühlen und gemütlichen Zimmer, während wir 3-4 Stunden auf dem Campingplatz totschlagen, bis wir auf den nächsten Game Drive gehen können. So gesehen sind die Lodge-Gäste zu beneiden. Wir quartieren uns am Ende unserer Reise selbst für zwei Nächte in eine Lodge ein und genießen den Komfort einer festen Unterkunft.
Aber wenn wir in der Mahangu Lodge ein Zimmer genommen hätten statt einem Campingplatz, wären wir sicher auch erst nach 15 Uhr wieder ins Freie gegangen – pünktlich zum Kaffeetrinken – und hätten die Hippos auch bestenfalls im Wasser verschwinden sehen. Camping hat also auch seine Vorteile – vor allem was die Tierwelt betrifft.