Rhino neben Auto in Etosha West - Dia-Faszination-Natur-Afrika

Chobe Nationalpark - Elefanten bei Sonnenuntergang
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Etosha West – Wann bleibt dieses Rhino endlich stehen?
Am Sonntag, 26.09.2015 brechen wir um 15:30 Uhr zu unserem ersten Game Drive in den Westteil des Etosha Nationalparks auf. Bei unserem ersten Besuch im Oktober 2013 war dieser Teil nur für Gäste der im Park befindlichen Lodge zugänglich. Mittlerweile steht dieses Natur- und Tierparadies allen Besuchern offen. Scheinbar haben sich die Tiere noch nicht an die Besucher aus aller Welt gewöhnt, zumindest einige. Aber dazu später.   
Bevor wir unsere Rundfahrt starten können, müssen wir ein Permit besorgen. Die Dame am Gate zeigt sich beeindruckt und erfreut, dass wir eine ganze Woche bleiben wollen. Um 15:50 Uhr sichten wir die ersten Springbocks, dicht gefolgt von mehreren Zebras auf beiden Seiten des Wegs. Der erste Oryx ergreift die Flucht. Dafür können wir am ersten Wasserloch drei Artgenossen beobachten und fünf weitere Zebras. Das ist schon ganz gut für den Anfang.
Hoffentlich bleibt das Auto stehen!
Gut gelaunt fahren wir weiter und trauen im nächsten Moment unseren Augen nicht: Hinter einer Kurve steht ein Nashorn – keine 100 Meter von uns entfernt! So nah sind wir noch nie an ein Rhino heran gekommen! Natürlich bleiben wir sofort stehen. Ausgerechnet jetzt kommt ein Auto aus der anderen Richtung – mit ziemlichem Tempo. Ich signalisiere dem Fahrer mit Handzeichen, dass er abbremsen soll und deute immer wieder auf das Nashorn, das er noch nicht sehen kann. Das Auto bleibt stehen.

Gebannt schauen wir auf den Koloss und ich beginne zu fotografieren. Und schon wieder können wir kaum glauben, was wir da sehen. Ich rufe noch ganz erfreut: „Der kommt noch näher ran!" Im nächsten Moment schlägt die Freude in die beunruhigende Erkenntnis um: Das Nashorn kommt direkt auf uns zu!!! Ungebremst. Schritt für Schritt. Meter für Meter kommt es immer näher.

Keine Fotos mehr! Das macht ihn nervös!
Ich mache noch einige Fotos, bis Manfred meint, ich soll das bleiben lassen, weil das Tier jedes Mal zusammen zuckt, wenn ich auf den Auslöser drücke. Also lasse ich die Kamera sinken und starre gebannt auf das Rhino. Das steuert immer noch auf unser Auto zu. Und zwar auf meiner Seite. Mittlerweile bekäme ich den Koloss nicht mal mehr mit Weitwinkel ganz aufs Foto.
Wann bleibt dieses Rhino endlich stehen?
Langsam frage ich mich, wann der endlich stehen bleibt.  Ungefähr 10 Meter vor unserem Auto, maximal. Auge in Auge mit einem ausgewachsenen Rhino. Bei offenem Fenster und abgestelltem Motor. Wenn wir jetzt den Motor anlassen, wird mein Gegenüber sicher noch nervöser. Und rennt möglicherweise gegen unser Auto.
Nach einem unglaublich langen Augenblick startet das Rhino einen Scheinangriff, zweifelt aber scheinbar selbst an seiner Courage und flüchtet fast gleichzeitig Richtung Wasserloch. Wir sehen nur noch einen potentiellen Angreifer in einer Staubwolke vor unserem Auto vorbei laufen. Dann ist das Rhino in Sicherheit. Und wir auch. Wir machen noch ein paar Aufnahmen von dem Dickhäuter, der nun ganz friedlich trinkt, als wäre nichts gewesen. Ein schöner Anblick.
Ich überlege, was wohl dem Fahrer des anderen Autos durch den Kopf geht, der diese skurrile Szene beobachtet. Er hat offensichtlich keine Kamera dabei. Das wären sicher tolle Aufnahmen gewesen: Ein Nashorn direkt neben einem Auto – nur wenige Meter entfernt. Wir hätten definitiv lieber diese Aufnahmen gemacht als ein Nashorn neben UNSEREM Auto – nur wenige Meter entfernt.
Warum haben wir das eigentlich nicht gefilmt?
Als wir weiter fahren, überlegt Manfred, wieso er das eigentlich nicht gefilmt hat. Wir sind in erster Linie Fotografen und noch nicht einmal eine Stunde im Etosha Nationalpark. Also ordnen wir dieses Versäumnis unter „Anlaufschwierigkeiten" ein. Oder unter Ausnahmezustand. Das war definitiv eines der aufregendsten Tiererlebnisse, die wir je hatten. Und wir haben auch  2013 schon einiges erlebt in Afrika. Und 1998 mit Grizzlybären in Alaska. Auch davon gibt es keine Videos und nicht einmal Fotos, weil die eigene Sicherheit vorgeht.
Das Herz schlägt uns immer noch bis zum Hals und es dauert lange, bis wir uns wieder halbwegs beruhigen. Langsam bedauern wir natürlich, dass wir kein Video gemacht haben. Vor allem, weil sich so eine Gelegenheit normal nur einmal im Leben bietet. Momentan wünsche ich mir auch gar keine Wiederholung. Ein aufgebrachtes Nashorn reicht. Aber wir sind noch lange im Etosha Nationalpark. Und der hat bekanntlich die höchste Nashorn-Dichte der Welt. Bisher haben wir diese eindrucksvollen Tiere nur in sicherer Entfernung an diversen Wasserlöchern beobachtet. Da sind sie uns nach diesem Vorfall auch am liebsten. Aber Tiere sind unberechenbar. Man weiß nie, ob, wann und wo sie auftauchen...
Nur noch harmlose Tiere
An diesem Tag tauchen nur noch harmlose Tiere auf: Zahlreiche Zebras, ein Gnu, Springbocks, Giraffen, Oryxe und einige andere Antilopenarten, auch eine, die wir bis dahin nur aus dem Caprivi (Sambesi Region) kannten. Auf der Rückfahrt zum Campingplatz läuft noch ein Schakal über den Weg.
Am Gate macht uns ein Angestellter auf eine bunte Eidechse aufmerksam, die an der Mauer des Office sitzt. Diese Art kenne ich schon vom Campingplatz, da habe ich einen Artgenossen in der Dusche aufgeschreckt. Ich bedanke mich höflich und mache ein Foto.


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