Letzter Game-Drive in Etosha –
Lieber ein Ende mit Schrecken…
Lieber ein Ende mit Schrecken…
Nach einem erfüllten Morgen-Game-Drive in Etosha Nationalpark fahren wir am 17.10.2015 auf dem Rückweg zur Lodge gegen Mittag noch kurz an die Tankstelle beim Namutoni Camp. Dabei stellt der Tankwart fest, dass unser linker Hinterreifen zu wenig Luft hat und pumpt ihn auf.
Am Gate fahren wir aus Versehen an der Desinfektionsmatte vorbei und müssen wieder ein Stück zurück fahren. Die Dame, die die Reifen desinfiziert, nimmt es mit der typischen afrikanischen Gelassenheit. Sie singt ein Lied – „Again again again!" Also noch ein Stück zurück und noch eines und noch eines. Dann stehen wir endlich richtig und können unsere Schuhe desinfizieren, damit wir keine Maul- und Klauenseuche im restlichen Namibia verbreiten.
Nicht schon wieder ein platter Reifen im Etosha Nationalpark!
Wir bekommen unser Permit zurück und können weiter fahren. Theoretisch. Praktisch hält uns eine andere Angestellte auf und sagt irgendetwas von Reifen. Wir steigen wieder aus und stellen fest, dass unser linker Hinterreifen Luft verliert. Es ist auch schon deutlich zu hören. Nicht schon wieder ! Diesen Reifen haben wir erst gut zwei Wochen vorher flicken lassen, an der Tankstelle im Okaukejo Camp. Das Namutoni Camp hat keinen Reifenservice. Die nächste Werkstatt ist in Tsumeb, ca. 80 km entfernt. So weit kommen wir nicht mehr. Wir hätten es nicht einmal zurück zum Namutoni Camp geschafft, so schnell ist die Luft aus dem Reifen raus. Wir haben wieder einmal Glück im Unglück. Am 1. Oktober 2015 schaffen wir es gerade noch vom Campingplatz bis zur Tankstelle. Diesmal stehen wir mit einem platten Reifen am Gate.
Die Polizei – Dein Freund und Helfer
Wir fahren aus dem Park raus und links ran, um die nachfolgenden Autos nicht zu blockieren. Dann packt Manfred alles aus, was für den Reifenwechsel nötig ist, incl. Reservereifen aus dem Kofferraum. Zum Glück ist sofort einer der Polizisten zur Stelle, die grundsätzlich an den Gates anzutreffen sind. Der wäre auch ein guter Automechaniker geworden. Zumindest kennt er sich sehr gut mit Reifenwechseln aus. Vermutlich sind platte Reifen im Etosha Nationalpark an der Tagesordnung. Bei den Schotterpisten wäre das kein Wunder.
In der sengenden Mittagshitze ist das natürlich eine Schweiß-treibende Angelegenheit. Zumindest für Manfred. Dem Polizisten scheint die Hitze überhaupt nichts auszumachen. Zwischendurch schaut immer wieder die eine oder andere Dame vom Gate vorbei. Momentan ist nicht besonders viel los. Die wenigen Besucher, die raus fahren, werfen uns amüsierte Blicke zu. Schadenfreude ist auch eine Freude…
Eine Viertelstunde später ist der Reservereifen montiert und der platte Reifen und unsere Transportboxen sind wieder im Kofferraum verstaut. Manfred gibt dem hilfsbereiten Polizisten ein großzügiges Trinkgeld, über das er sichtlich erfreut ist. Er gibt erst Manfred die Hand, dann seiner Kollegin und schließlich mir.
Etosha ade!
Eigentlich wollten wir am Abend noch einmal beim Wasserloch Klein Namutoni vorbei schauen, bei dem unser Abend-Drive am 3.10.2015 einen grandiosen Abschluss fand – mit Giraffen, Elefanten und einem Rhino in der Abendsonne. Natürlich rechnen wir nicht ernsthaft damit, noch einmal ein so grandioses Schauspiel zu erleben. Das wäre nicht das erste Mal, dass einem gelungenen Morgen-Game Drive ein eher mittelmäßiger Abend-Drive folgt.
Wir werden vermutlich nie erfahren, was am Abend des 17.10.2015 an den Wasserstellen um Namutoni los war und ob wir etwas Einzigartiges verpasst haben. Aber nach der zweiten Reifenpanne im Etosha Nationalpark innerhalb von 16 Tagen, bei der wir sehr viel Glück im Unglück haben, wollen wir unser Glück nicht noch weiter herausfordern.
Wir haben in unseren neun Tagen im Etosha Nationalpark, den fünf Tagen im Caprivi (Sambesi Region) und den drei Tagen im Chobe Nationalpark in Botswana wirklich sehr viel gesehen und erlebt - auch bei unserer letzten Rundfahrt. Und so wird unsere letzte Rundfahrt vielleicht nicht unbedingt der krönende Abschluss unserer Game-Drives, dafür aber in gewisser Weise ein typischer Granz-Regnat-Abschluss.
Der ruhige Nachmittag in der komfortablen Emanya@Etosha Lodge tut nach den ereignisreichen Wochen auf den weniger komfortablen Campsites im brüllend heißen Afrika auch ganz gut. Ich packe zum ersten Mal nach vier Wochen meinen Laptop aus und fange endlich mit unserem Reisebericht an. Und zwar genau mit diesem Kapitel.