Chobe – Bootstour mit Hindernissen und grandiosem Finale
Am 14.10.2015 brechen wir um 14 Uhr vom Senyati Safari Camp ins ca. 20 km entfernte Kasane auf. Wir kommen pünktlich um 14:30 Uhr im Office unseres Bootstourenanbieters. Wie vereinbart. Nur steht das vereinbarte 4-sitzige Boot nicht zur Verfügung. Der junge Mann am Schalter weiß von nichts und erreicht auch die Kollegin nicht, die zwei Tage zuvor den Termin mit uns vereinbart hat. Er telefoniert aufgeregt herum und bittet uns dann, im Office auf ihn zu warten, während er nach Alternativen sucht.
„Afrika ist nichts für Weicheier"
Also stehen wir in der verwaisten DHL-Filiale und überlegen, was wir jetzt machen, wenn wir nicht aufs Boot kommen. Einen weiteren Game Drive in den Chobe Nationalpark? Darauf haben wir eigentlich keine rechte Lust mehr bei den extrem schlechten und sandigen Pisten. Die haben uns die beiden letzten Tage schon ziemlich genervt. Aber gleich wieder ins Senyati Camp zurück fahren und warten, bis das WIFI um 17 Uhr endlich frei geschaltet wird, ist auch keine gute Option.
Das Kopfzerbrechen hat ein Ende, als der junge Angestellte nach 10-15 Minuten wieder zurückkommt. Er konnte uns auf einem Boot für 6 Personen unterbringen, vermutlich bei einem anderen Tourenanbieter. Er kauft noch einige Erfrischungsgetränke für uns und bringt uns gegen 15 Uhr zum Hafen. Auf dem Parkplatz steht ein Reisebus mit einer treffenden Aufschrift an der Fahrertür: „Afrika ist nichts für Weicheier". Da ist was dran. Wahrscheinlich wäre dieser Anbieter nichts für uns...
Kaum Krokodile, aber Paviane und ein seltener Wasserbock
Um 15:30 Uhr sind auch die vier anderen Fahrgäste an Bord und wir können ablegen. Krokodile sind heute Mangelware und halten sich vorwiegend an Land auf. Das wäre also die ideale Tour für die „Kroko-Phobikerin" bei der ersten Tour gewesen, die grundsätzlich in künstliche Panik verfallen, sobald so ein Untier aufgetaucht ist. Meine Frage, ob sie negative Erfahrungen mit Krokodilen gemacht hat, blieb damals unbeantwortet. Eigentlich könnte ich nach unseren Erfahrungen der letzten Tage bei den Pavianen so eine Show abziehen, die wieder recht zahlreich in Erscheinung treten und von unserem Guide zu den „Ugly Five" gerechnet werden. Leider erfahren wir nicht, wer die anderen vier sind, weil kurz darauf ein Wasserbock in Sicht kommt. Diese Tierart ist nur in Feuchtgebieten und Überflutungsflächen anzutreffen. Und auch dort nur äußerst selten.
Viele interessante Informationen
Dafür halten sich umso mehr Vögel am Flussufer auf, über die wir viel Interessantes erfahren. Eine recht weit verbreitete braune Art frisst die Eier von Krokodilen. Sofern der Vogel nicht selbst vom Krokodil gefressen wird, das hier eindeutig der Gewinner ist.
Dass die meisten Vogelarten streng monogam leben, wussten wir bereits. Allerdings war uns nicht bekannt, dass eine bestimme Vogelart beim Verlust des Partners so stark trauert, dass der verwitwete Vogel Selbstmord begeht. Leider habe nach dem etwas aufregenden Vormittag meinen Notizblock vergessen. Deshalb kann ich nicht mit genaueren Informationen dienen.
Wie die Verdauung eines Wiederkäuers funktioniert – also die Sache mit den vier Mägen und so – haben Sie sicher alle im Biologieunterricht gelernt. Das muss ich hier also nicht weiter ausführen. Eigentlich müsste das auch unser Guide nicht auf der Bootstour. Aber so können wir uns etwas länger bei einer Büffelherde aufhalten.
Manfred ist ein wenig enttäuscht, weil er auf mehr Krokodile oder überhaupt mehr Tiere gehofft hat. Und vielleicht auf etwas weniger Informationen. Natürlich kommen auch immer wieder Antilopen, Elefanten und Hippos in Sicht. In punkto Hippos ist allerdings die Bootstour mit Dan im Caprivi (Sambesi Region) unübertroffen.
Volle Fahrt voraus trotz Krokodilen
Manfred ordnet die Tour bereits unter „Flop" ein, als uns unser Bootsführer auf eine Herde Elefanten aufmerksam macht. Die sind noch ganz weit weg. Aber da müssen wir jetzt ganz schnell hin. Und so geht es volle Fahrt voraus an unzähligen Krokodilen vorbei, die plötzlich überall um uns herum auftauchen. Wo waren die nur vorher die ganze Zeit ? Und wieso bleibt jetzt keine Zeit mehr, diese Prachtexemplare zu fotografieren? Aber unser gut informierter Guide weiß sicher, was er tut. Also bringen wir unsere Kameras in Sicherheit, damit sie nicht nass werden und lassen Landschaft und Tiere an uns vorbei sausen.
Gegen 18 Uhr kommen wir bei den Elefanten an. Es sind wirklich sehr viele. Aber das ist ganz normal für den Chobe Nationalpark, genau wie die vielen Boote um uns herum. Und es kommen immer noch welche nach. Neben uns ist ein großes Boot mit US-Bürgern. Und wie es in den USA so üblich ist, interessiert sich jeder, wo der andere herkommt. California. Delaware. Colorado. Da ist scheinbar der halbe Kontinent vertreten.
Elefanten schwimmen bei Sonnenuntergang durch den Fluss
Wir richten unser Augenmerk wieder auf den Grund, warum wir alle hier sind: Die Kolonne von Elefanten am Flussufer, die sich malerisch gegen den beginnenden Sonnenuntergang abheben. Diesen traumhaften Anblick hatten wir auf unserer ersten Chobe-Bootstour nicht. Da sind wir bis Sonnenuntergang vor einer Sandbank herum gedümpelt, auf der wirklich gar nichts geboten war und dann mit voller Fahrt in den Sonnenuntergang hinein und zurück nach Kasane gefahren.
Da ist dieses Schauspiel hier schon viel besser ! Und es wird sogar NOCH besser. Die ersten Elefanten steigen ins Wasser und beginnen, den Fluss zu überqueren. Von den Jungtieren sind nur noch die Rüssel zu sehen, die immer wieder aus dem Wasser heraus ragen, um Luft zu holen. Die Kleinen kämpfen scheinbar gewaltig. Auch die Bootsführer kämpfen. Um die besten Plätze. Und so muss auch unser Guide immer wieder manövrieren, um uns weiterhin eine gute Sicht auf dieses einzigartige Schauspiel zu ermöglichen. Wir sind total aufgeregt.
Wir haben am Ihaha Campingplatz zweimal Elefanten den Fluss überqueren sehen. Und im Mudumu Nationalpark im Caprivi (Sambesi Region) schon eine große Büffelherde. Aber dieses Spektakel aus nächster Nähe von einem Boot aus zu beobachten, ist trotzdem ein einmaliges Erlebnis. Oder doch nicht.
Kaum ist die Herde auf der anderen Seite, tut es eine weitere ihrem Beispiel nach. Direkt vor der untergehenden Sonne. Schließlich geht noch ein Hippo an Land. Unsere Begeisterung kennt keine Grenzen mehr. Die Bootstour hat mit einigen Hindernissen begonnen. Aber sie endet mit einem grandiosen Finale.