San Village in Namibia - Dia-Faszination-Natur-Afrika

Chobe Nationalpark - Elefanten bei Sonnenuntergang
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San Village – Faszinierende Einblicke in die Welt eines bedrohten Volks
Der kulturelle Höhepunkt unserer Reise ist der Besuch bei den Bushmen im San Village, das ca. 80 km von Roy’s Rest Camp entfernt liegt. Wir fragen bei der Veterinärs Kontrolle nach der exakten Lage und erhalten die lapidare Auskunft: „Irgendwo da hinten links". Zum Glück weist ein unscheinbares Schild den Weg zu der 6 km langen sandigen und äußerst schmalen Piste, die zu dem abgelegenen Dorf führt.
Erster Eindruck: Wie im Film „Die Götter müssen verrückt sein"
Unterwegs kommen uns einige kleine, zierliche und spärlich bekleidete Menschen entgegen, die uns freundlich anlächeln und die Hand heben. Unser erster Eindruck: Wie im Film „Die Götter müssen verrückt sein". Ein junger Mann signalisiert uns, dass wir anhalten sollen. Er ist unser Guide und fährt mit uns zum Dorf, in dem es auch eine Schule gibt.
Einblicke ins moderne Dorfleben erhalten wir nicht. Der „Action Day" spielt sich außerhalb der Dorfgemeinschaft ab – neben dem Campingplatz, aus dem gerade ein Auto heraus fährt. Der Fahrer wirkt deutlich entspannter als Manfred, der wohl oder übel zurücksetzen muss, um den anderen vorbei zu lassen.
Wir sind etwas aufgeregt
Ehrlich gesagt sind wir ein wenig aufgeregt. Schließlich tauchen wir in eine völlig andere Kultur ein. Wir kommen uns im modernen Afrika teilweise schon wie Fremdkörper vor, obwohl wir bisher keine fremdenfeindlichen Reaktionen erlebt haben wie 2013. Die San kennen so etwas vermutlich gar nicht.

Unser Guide ist maximal so groß und definitiv deutlich dünner als ich, obwohl ich eher zu wenig wiege. Die Frauen sind alle deutlich kleiner als ich. Neben den San komme ich mir mit meinen 1,68 m fast riesig vor. Ich überlege, wie wir blassen Weißen auf diese zierlichen Menschen wirken.

Die Frage nach Fotos und Videos erübrigt sich. Nach einer freundlichen Begrüßung sagt unser Guide, dass wir so viel fotografieren und filmen dürfen wie wir wollen. Später fordert er mich sogar dazu auf, bestimmte Bilder zu machen, z. B. von den  Frauen bei der Schmuckherstellung und Manfred auf der „Jagd" mit einem älteren Bushman zu filmen.
Bush-Walk
Vorerst streifen wir mit unserem Guide, einem älteren San und drei Frauen durch den Busch. Eine der Frauen trägt ein schlafendes Kleinkind auf dem Rücken, das meine Aufmerksamkeit immer wieder ein wenig von den Ausführungen unserer Guides ablenkt. Schlafende Babys sind immer süß. Aber so ein kleiner San ist schon besonders lieb.
Und schon stehe ich aus Versehen in der Feuerstelle, die natürlich noch nicht in Betrieb ist. Das ist mir erst mal furchtbar peinlich, trägt aber sehr zur allgemeinen Erheiterung bei. Die San hätten das gar nicht nötig. Die sind auch so gut gelaunt und ausgesprochen kommunikativ. Natürlich verstehen wir kein Wort. Auch der ältere Guide spricht nur seine eigene Sprache. Der Jüngere spricht sehr gut Englisch und übersetzt seine Ausführungen für uns.
Wir lernen, wie man mit zwei Stöckchen ein Feuer entfacht, einem „männlichen" aus hartem Holz und einem „weiblichen" aus weichem Holz (Video).
Die „Busch-Apotheke" hält viele Heilmittel parat
Auf dem anschließenden Bushwalk erfahren wir viel über die „Busch-Apotheke", die für alle Krankheiten und Leiden das richtige Heilmittel parat hat: Von „Busch-Aspirin" über „Deep Heating" – riecht wie Bubblegum und genau wie die gleichnamige Salbe, die wir in den USA immer gegen Muskelkater auftragen – bis hin zu Mitteln gegen Erbrechen und Durchfall. Der Ältere erklärt alles wort- und gestenreich. Das meiste verstehen wir auch ohne Übersetzung (Video). Die Heilwirkung der einzelnen Kräuter und Pflanzen erfahren die Medizinmänner von ihren Ahnen, mit denen sie in Trance Kontakt aufnehmen.
Gegen das hoch wirksame Pfeilgift wissen die Ahnen jedoch auch keine Abhilfe. Wenn das in eine offene Wunde gerät, verliert der Verwundete zunächst sein Augenlicht und dann sein Leben. Dagegen ist auch in der Buschapotheke der San kein Kraut gewachsen. Die Jäger leben also gefährlich. Die Tierfallen für Vögel stellen nur für die potentiellen Beutetiere eine Gefahr dar.
Workshops für Schmuckanfertigung und die Jagd mit Pfeil und Bogen
Wir erreichen eine Gruppe von Frauen, die im Schatten der Bäume Schmuck anfertigt. Nach dem obligatorischen Foto dürfen Manfred und ich an einem „Workshop" teilnehmen. Ich darf mit der Frau mit dem Kleinkind eine Kette fertig stellen. Manfred darf mit dem älteren San einen Bogen schnitzen. Klassische Aufgabenverteilung.
Ich habe meine Lesebrille nicht dabei und komme beim Auffädeln der kleinen Teile auf den Faden gewaltig ins Schwitzen. Der kleine San ist mittlerweile wach geworden und lenkt mich auch immer wieder von der ngewohnten Tätigkeit ab. Und schon habe ich die falschen Teile aufgefädelt und muss wieder von vorne beginnen. Teilweise hilft meine Lehrerin ein wenig nach und bohrt ein etwas größeres Loch in die kleinen Nüsse und Splitter von Straußeneier-Schalen, die sie bereits zu einem wahren Kunstwerk vereint hat.
Zwischendurch muss ich schauen, wie es Manfred beim Schnitzen geht und das eine oder andere Foto machen. Dann lächelt mich wieder der kleine San an, nachdem er sich anfangs hinter Mamas Rücken versteckt hat. Als ich ihm ein paar Mal zuwinke, wird er etwas zutraulicher. Vermutlich ist er die Fremden gewöhnt, die ihm  sicher alle zuwinken. Der Kleine ist echt unwiderstehlich.
Schließlich ist die Kette fertig und ich bekomme sie auch gleich angelegt. Ein Armband gibt es noch gratis dazu. Das ist schon fertig und muss nur noch ein wenig enger gemacht werden. Übrigens trage ich beide Schmuckstücke bis zur Heimreise und werde immer wieder auf die schöne Kette angesprochen.
Manfred geht auf Jagd – In der Natur würden wir verhungern...
Manfred ist mittlerweile auch fertig und kann seinen selbst gefertigten Bogen gleich ausprobieren. Er darf mit dem älteren San auf die Jagd gehen (Video). Der Bushman hält nach der Beute Ausschau, prüft mit trockenem Gras die Windrichtung und entdeckt das „Beutetier", einen Strohhaufen. Er signalisiert Manfred, dass er jetzt ganz leise und vorsichtig sein muss.
Die beiden Jäger pirschen sich an. Ich folge ihnen mit der Kamera und bin wahrscheinlich noch viel aufgeregter als Manfred, der gleich seine Schießkünste unter Beweis stellen muss. Ich scherze: „In der Natur würden wir verhungern".
Natürlich hat Manfred noch nie mit Pfeil und Bogen geschossen und ich würde mit Sicherheit auch nicht treffen. Aber zum Glück ist Jagen bei den San reine Männersache. Ich habe meine mangelnden Fähigkeiten schon beim Schmuck-Herstellen unter Beweis gestellt. Aber das hat wenigstens keiner auf  Video festgehalten und freche Kommentare von sich gegeben. Der geübte Jäger hebt trotzdem den Daumen, als Manfred seinem Ziel immerhin ein Stück näher kommt. Aber knapp daneben ist auch vorbei.
Im Ngepi Camp im Caprivi Strip (Sambesi Region) lese ich zwei Wochen später in der Küche den Spruch: „Vegetarier ist ein alt-indianisches Wort für schlechte Jäger". Dabei fällt mir sofort Manfreds Jagdszene bei den Bushmen ein. Dass wir mit wenigen Ausnahmen im Urlaub kein Fleisch mehr essen, hat aber andere Gründe.
Danke für den Einblick in eine andere Kultur
Die San verabschieden uns mit einer Tanz- und Gesangsvorführung, die wir natürlich auf Video festhalten. Ich lerne noch das San-Wort für „Danke". So kann ich mich gebührend von den Frauen verabschieden, die den schönen Schmuck anfertigen, der viel Beachtung findet. Die Frauen sind sichtlich erfreut, dass ich wenigstens ein Wort in ihrer Sprache sagen kann – ein sehr wichtiges Wort. Danke. Wir sind wirklich dankbar, dass wir in diese uns fremde Welt eintauchen und kurz am Leben der „Wild Bushmen" teilhaben konnten.
Als wir von unserem Bushwalk zurückkommen, warten bereits mehrere Gruppen von Touristen darauf, die Welt der San kennenzulernen - die Welt von unheimlich liebenswürdigen Menschen, die „irgendwo da hinten links" weit ab von der modernen Zivilisation leben und Fremden ihre Kultur nahe bringen und Schmuck und Pfeile und Bogen verkaufen, um ihr Überleben zu sichern. Nur was der Mensch kennt, ist er bereit zu schützen. Die San brauchen diesen Schutz dringend. Die „Wild Bushmen" gehören zu den bedrohten Völkern.

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