Anreise mit Hindernissen –
Deutsche Korrektheit bei South African Airlines
Deutsche Korrektheit bei South African Airlines
Im November 2014 gehören wir bei der Rückreise aus den USA zu den zahlreichen Opfern eines erneuten Pilotenstreiks bei der Lufthansa. Bei South African Airlines wird am 20.09.2015 nicht gestreikt, ganz im Gegenteil: Hier wird sogar äußerst korrekt gearbeitet. Und so fangen die Probleme schon bei der Anreise an. Um 18 Uhr ist am Check-In nichts los. Bis wir kommen. An einem der Schalter sitzt eine Dame in einem sehr stylischen schwarzen Pseudo-Dirndl, die vermutlich noch in den Windeln gelegen hat, als wir bereits um die Welt gereist sind und offensichtlich alles andere als ausgelastet ist.
Leichtes Fluggepäck - Schweres Handgepäck
Wie üblich reisen wir mit relativ leichtem Fluggepäck, dafür aber wegen unserer umfangreichen Kamera-Ausrüstung mit etwas mehr und – zugegeben – auch etwas schwererem Handgepäck. Das gab noch nie Probleme, auch nicht bei unserem ersten Flug mit South African Airlines im Oktober 2013. Aber da standen wir auch nicht als einzige Passagiere vor vier freien Schaltern.
Wenn die vier SAA-Bediensteten in einem voll besetzten Lokal, Biergarten oder Bierzelt jeweils an einem Tisch mit freien Plätzen gesessen wären, hätten wir sicher eine der drei anderen Personen gefragt, ob wir uns dazu setzen können. Oder wir wären einfach wieder gegangen. Aber wir sind hier nicht auf dem Oktoberfest - auch wenn wir durch das Outfit der SAA-Mitarbeiterin kurz an dieses Großereignis erinnert werden - sondern am Flughafen München und im Geiste schon auf dem Weg nach Afrika.
Falscher Zeitpunkt und falscher Schalter für den Check-In
Und so steuert Manfred ausgerechnet auf die Dirndl-Tussi zu. Die arbeitet zwar für eine afrikanische Fluglinie, aber an einem deutschen Flughafen. Und sie übt ihren Beruf auch mit teutonischer Korrektheit aus. Zumindest wenn gerade nichts los ist und zwei Leute vor ihr stehen, die offensichtlich überhaupt keinen Wert auf ein modisches Outfit legen und am Sonntag Abend nicht arbeiten müssen, sondern in den Urlaub fliegen.
Nachdem unser Fluggepäck gewogen ist und feststeht, dass es 7-8 kg unter der zulässigen Höchstgrenze von 23 kg pro Gepäckstück liegt, kommt unser Handgepäck auf die Waage. Das ist ein paar Kilos zu schwer und entspricht damit nicht mehr den Sicherheitsrichtlinien der Airline. Scheinbar macht es ihrer Meinung nach einen gravierenden Unterschied, ob einem beim Öffnen des Gepäckfachs ein Fotorucksack mit 8 kg oder 10-12 kg auf den Kopf fällt. Übrigens ist in den über 20 Jahren, in denen wir mittlerweile gemeinsam um die Welt fliegen, noch nie ein Gepäckstück heraus gefallen.
Natürlich ist uns klar, dass das Gewicht des Handgepäcks auch mit Rücksicht auf die Flugbegleiter ein bestimmtes Gewicht nicht überschreiten soll. Genau wie das Gewicht des Reisegepäcks mit Rücksicht auf die Mitarbeiter beim Beladen und Entladen der Flugzeuge. Die haben an unseren Koffern grundsätzlich nicht so schwer zu tragen wie am Gepäck vieler Mitreisender. Und in all den Jahren musste sich noch nie jemand anderer mit unserem Handgepäck herum plagen außer uns selbst.
Wie üblich sehen wir auch bei diesem Flug wieder unzählige Leute mit Handgepäck, das definitiv viel zu groß ist und eigentlich ins Fluggepäck gehören würde. Die haben aber sicher nicht in einer absolut ruhigen Zeit bei der Dame im schwarzen Dirndl eingecheckt.
Nach endlosen Diskussionen, bei denen unser pflichtbewusstes Gegenüber gebetsmühlenartig immer wieder unsere Optionen herunter leiert, die sie scheinbar auswendig gelernt hat, geben wir enerviert auf.
Wir stehen auf der falschen Seite des Schalters
Wir stehen definitiv auf der falschen Seite des Schalters. Und die Frau auf der anderen Seite hat leider Recht. Vorschrift ist Vorschrift. Wir sind noch nicht in Afrika... Also packen wir wohl oder übel und mit einem ziemlich unguten Gefühl unsere Zweit-Kameras samt den brandneuen 2.000 €-Teleobjektiven ins Fluggepäck.
Der Kollege am Nachbarschalter, der auch gerade nicht ausgelastet ist und unsere Endlos-Diskussion chon die ganze Zeit unauffällig beobachtet hat, weist uns darauf hin, dass wir beim nächsten Mal eine Reisegepäckversicherung abschließen sollen, wenn wir so teures Zeug mitschleppen. Bei Versicherungsexperten fällt die unter die Rubrik „überflüssig". Wir steigen mit einem etwas unruhigen Gefühl ins Flugzeug. Wer schon einmal beobachtet hat, wie das Gepäck beim Beladen und Entladen von Flugzeugen behandelt wird, kann das sicher nachempfinden.
Nächstes Mal warten wir wieder, bis sich vor dem Check-In eine lange Schlange gebildet hat. Es kann fast nur besser werden... Oder auch nicht...