Wasserloch Mudumu – Elefanten, Elefanten, Elefanten... – mindestens 250
Nach dem leckeren Lunch in der Mamushasha Lodge steuern wir auf ein weiteres besonderes Erlebnis zu, das wir auch Dan verdanken: Das Wasserloch im Mudumu Nationalpark, das es bei unserem ersten Besuch noch gar nicht gab. Dan hat uns erklärt, dass weitere Teile des Nationalparks erschlossen werden, um die Tiere vor Wilderern zu schützen. Deshalb wurde auch der Westteil des Etosha Nationalparks für die Öffentlichkeit frei gegeben.
Tiere auf der Flucht – incl. fünf Elefanten
Nur müssen sich die Tiere erst an die Touristen gewöhnen, die nur mit der Kamera Jagd auf sie machen wollen. Als unser Auto in Sicht kommt, ergreifen sofort alle die Flucht: Dutzende Antilopen, Zebras, einige Giraffen und mindestens fünf ausgewachsene Elefanten, die wir gerade noch in einer Staubwolke verschwinden sehen. Nur die Zebras bleiben noch kurz stehen, beobachten uns einen Moment und trotten dann in normalem Tempo davon. Wir haben noch nie so viele Tiere auf der Flucht gesehen und schon gar keine Elefanten. Normalerweise geben die Huftiere das Wasserloch frei, wenn eine größere Elefantenherde ankommt. Aber das ist dann eher ein geregelter Rückzug und keine panikartige Flucht, so wie eben.
Das tut uns echt Leid. Nicht nur, weil das ein tolles Bild abgegeben hätte – mit so vielen Tieren und auch verschiedenen Tierarten am Wasserloch - sondern auch, weil wir die Tiere beim Trinken gestört haben. Wir können uns nicht vorstellen, dass die so schnell wieder zurückkommen.
Erste Sichtungen und zunehmender Wind
Um nicht noch weitere Tiere vom Wasserloch fernzuhalten, stellen wir unseren Hilux hinter dem Ansitz ab und erklimmen die Stufen zur Aussichtsplattform. Hier weht uns schon wieder ein strammer Wind um die Nase, der auch große Staubwolken über die Ebene wirbelt. Aber was hat Dan gesagt: Abwarten. Auch wenn erst mal nichts los ist. Es kommt bestimmt etwas.Also warten wir weiter. Manfred hält Ausschau nach Tieren. Ich mache ein paar Notizen für unseren Reisebericht - bei dem zunehmenden Wind eine zunehmende Herausforderung.
Elefanten können keine Treppen steigen
Gegen 16 Uhr kommen vier Elefanten incl. einem Jungtier zum Wasser und gönnen sich eine Dusche mit dem kühlen Nass. Nach einem Schluck aus der Frischwasserzufuhr auf der linken Seite geht es zu einem ausgiebigen Bad ins Wasserloch zurück – mit anschließender Staubdusche und ein wenig Tröten.
Tröten hat bei Elefanten meistens nichts Gutes zu bedeuten. Einer schaut immer wieder zu uns her und kommt auch etwas näher. Die können uns hier oben doch unmöglich entdeckt haben? Selbst wenn: Elefanten können keine Treppen steigen. Außerdem greifen sie nicht grundlos Menschen an. Hier oben sind wir absolut sicher.
Meine Güte, sind wir vielleicht Angsthasen geworden nach den beiden Rhino-Scheinattacken im Etosha Nationalpark. Gut, bei einem waren es drei Attacken und dann ist er auch noch ums Auto rum gekommen. Den Schrecken über die Elefantenherde, in die wir zwei Tage vorher auf der Fahrt zum Mambwa Campsite geraten sind, haben wir auch noch nicht ganz überwunden.
Der Elefant dreht wieder um und geht zu seinen Artgenossen am Wasserloch zurück. Vielleicht sind sie ein wenig nervös, weil sie Nachwuchs dabei haben. Dan hat uns erklärt, dass um diese Zeit auch Löwen Jagd auf Elefanten machen. Das würde auch erklären, warum hier alle Tiere ein wenig nervös sind und die Flucht ergriffen haben, als wir angekommen sind. Um 16:15 Uhr kommen zwei Warzenschweine in Sicht, auf einem sitzt ein roter Vogel. Netter Anblick.
Acht weitere Elefanten kommen an
Fünf Minuten später kommen acht Elefanten an – diesmal mit zwei Jungtieren. Sie bleiben kurz stehen, dann geht es ins Wasserloch zum „Duschen". Ein Tier geht zur Frischwasserzufuhr und bleibt da sehr lange. Er stillt auch noch seinen Durst, als der Rest der Herde schon eine Viertelstunde weg ist. Nur ein Tier ist in einigem Abstand zum Wasserloch stehen geblieben. Und schaut immer wieder zu uns her. Diesmal bleiben wir ruhig. Der tut nichts. Der schaut nur... Nach gut 20 Minuten folgt er der Herde und lässt seinen Artgenossen zurück, der sich einfach nicht los reißen kann und sich immer noch genüsslich vollspritzt.
Als hätten sich alle Elefanten um 17 Uhr am Wasserloch verabredet
Zwei Minuten später bekommt der Elefant im Wasserloch Gesellschaft. Von rechts nähert sich eine große Herde. Das können nicht die von vorher sein. Es sind viel mehr. Und es kommen noch mehr. Nach 50 höre ich zu zählen auf. Das hört gar nicht mehr auf. Elefanten soweit das Auge reicht. Wir schätzen 200-250 Tiere, vielleicht sogar noch mehr. Die Elefanten wirbeln mächtig Staub auf. Dagegen waren die Windhosen von vorhin gar nichts.Dann kommen noch einmal weitere 20 Tiere an.
Das übertrifft wirklich alles, was wir bisher gesehen haben: Chudob und Halali 2013. Die Elefantenherde, die 2013 im Chobe Nationalpark direkt an unserem Auto vorbei gelaufen ist. Und auch die Elefantenkuh, die anschließend vor uns auf der Piste ihr Junges gesäugt hat, während hinter und vor ihr weitere Elefanten über die Piste gelaufen sind. Grandiose und einzigartige Erlebnisse. Aber das hier toppt einfach alles.Als hätten sich alle Elefanten aus der Umgebung um 17 Uhr am Wasserloch im Mudumu Nationalpark verabredet. Wie die Briten zur Tea Time. Das ist einfach der WAHNSINN!
Junge Elefantenbullen schlagen sich gegenseitig in die Flucht
Am Wasserloch wird es langsam eng. Und laut. Das hört sich gar nicht mehr gut an. Wütendes Tröten dringt zu uns herauf. Vier Jungtiere jagen sich gegenseitig aus dem Wasserloch raus und rennen lautstark trötend hintereinander her. Wir sehen zum zweiten Mal innerhalb zwei Stunden Elefanten davon rennen. Nur schlagen sie sich diesmal gegenseitig in die Flucht.
Am Wasserloch wird es ungemütlich
Auch an der Frischwasserzufuhr wird es langsam ungemütlich. Das kennen wir schon von unserem ersten Besuch im Senyati Safari Camp in Botswana. Genau wie damals riecht auch hier das Wasser schon etwas abgestanden und modrig. Deshalb gehen die Elefanten auch nur noch zum Baden rein und trinken nur aus der Frischwasserzufuhr.
Um 17:10 Uhr kommen weitere 30-40 Elefanten am Wasserloch an, in dem sich mittlerweile nur noch halb so viel Wasser befindet wie noch eine Stunde.
Kleiner Elefant steckt nur kurz fest
Ein Jungtier steckt scheinbar kurz im Schlamm fest. Aber kein Problem. Mama oder Tante helfen ihm sofort raus. Keine dramatischen Szenen und verzweifelten Hilferufe wie damals in Chudob, als der Kleine gefühlt Minuten lang fest steckte und teilweise nur noch ein Teil des Rüssels aus dem Wasser heraus ragte. Und das auch nur mit Unterstützung eines erwachsenen Tiers. Hier geht alles schnell und reibungslos.Der Kleine wird aus dem Wasser geschoben und alles ist wieder gut.
Schlechte Nachrichten von rechts
Dann zerstreuen sich die Elefanten plötzlich in alle Himmelsrichtungen. Genauso schnell wie sie gekommen sind. Das ist auch gut so. Der Akku unserer Videokamera ist alle und der Ersatz-Akku liegt im Auto. Da wollen wir nicht runter gehen, solange noch Elefanten da sind. Nicht dass wir wieder alle vertreiben. Der Geruch des Wasserlochs wird immer strenger. Vielleicht hat auch der Wind gedreht und trägt den Gestank in unsere Richtung.
Als um 17:24 Uhr wieder neun Elefanten auftauchen, muss ich lachen. Diesmal sind vier Jungtiere dabei. Also bleiben wir lieber sitzen, bis die Herde weg ist. Auf der anderen Seite nehmen zwei Elefanten Kontakt auf – mit ihren Rüsseln.
Manfred möchte langsam zurück fahren. Wir haben wirklich mehr als genug Fotos und Videos gemacht. Ich erwidere lachend: „Schlechte Nachrichten von rechts!" Eine neue Herde Elefanten kommt an, mit sehr vielen Jungtieren. Dicht gefolgt von vier weiteren mit einem Jungtier. Die halten sich aber nicht lange auf.
Die Kleinen toben sich aus
Dafür geht ein kleiner Elefant auf einen etwas größeren jungen Artgenossen los. Ist aber nur spielerisch. Ein anderes Jungtier tobt sich mitten im Wasserloch richtig aus. Erst denken wir, der steckt fest. Er tritt aber nur Wasser. Stampft immer wieder auf wie ein kleines Kind, das etwas nicht bekommt, was es unbedingt haben will. Der kleine Elefant will scheinbar einfach nur Spaß haben. Im Wasser. Dann kriegt er scheinbar Durst und eilt zur Frischwasserzufuhr. Die Herde steht schon auf dem Trockenen – scheinbar bereit zum Abmarsch. Aber der kleine Nachzügler kann sich einfach nicht los reißen. Schließlich rennt er auf die Herde zu. Nicht dass die Großen ohne ihn verschwinden.
Elefanten, Elefanten, Elefanten...
Wir verschwinden auch und schleichen um 17:40 Uhr zu unserem Auto zurück. Es kommen immer noch Elefanten an – aus allen Richtungen. Sie sind alle weit genug weg und gehen zielstrebig weiter. Keiner fühlt sich bedroht. Weder wir noch die Elefanten. Auch auf der 34 km langen Rückfahrt zu Dans Mavunje Camp kommen entlang der C49 immer wieder Elefanten in Sicht. Nach Sonnenuntergang sind auch viele Menschen auf der Straße, einige winken uns zu und lachen. Scheinbar haben sich die Menschen an die Fremden gewöhnt und reagieren deutlich entspannter auf uns als bei unserem ersten Besuch im Oktober 2013.