Okavango - Hippe Bootstour mit Happy Hippos und leichten Turbulenzen
Obwohl uns am Campingplatz sicher nicht langweilig würde, gehen wir am Nachmittag auf eine Bootstour. In dem kleinen Pool im Okavango am Ngepi Camp haben einige junge Leute sichtlich Spaß. Um 16 Uhr tragen dann wir zum Unterhaltungsprogramm bei, als wir mit Schwimmwesten bekleidet in die wackligen Mokoros klettern. Wir lassen den beiden französischen Paaren den Vortritt, die mit uns auf Tour gehen und fahren im Einbaum unseres Guides mit.
Coole Sprüche und gute Manieren
Der ist – passend zum hippen Image seines Arbeitgebers – recht gut drauf und durchaus zu Scherzen aufgelegt. Anfangs sind vor allem Vögel zu sehen und so lernt unser Guide schnell das französische Wort für Vogel – oiseau - das er „Wasu" ausspricht. Ab da heißen alle Vögel, die nicht eindeutig zu erkennen sind, „Wasu".
Später spritzt er auch seine beiden Kollegen nass, die das lachend hinnehmen. Wahrscheinlich gehört das zum Programm – genau wie die Scherze „See you tomorrow", wenn wir irgendwo anlegen und das Boot mit den Gästen wieder ins Wasser geschoben wird, während der Bootsführer noch an Land ist. Ansonsten sind die drei Bootsführer die perfekten Gentlemen und helfen den Damen stets geflissentlich aus dem kleinen Boot heraus und natürlich auch wieder rein. Die ältere der beiden Französinnen fühlt sich auf der wackligen Nussschale sichtlich unwohl. Dafür genießen wir die Fahrt umso mehr.
Zunächst fahren wir ein wenig am Ufer entlang und erleben die Landschaft aus einer neuen Perspektive. Das erste Highlight sind Seerosen, dicht gefolgt von einem Tier, das wie ein Rehkitz aussieht und mehreren „Wasus" – also Vögeln. Leider sind die Tiere alle recht scheu und ergreifen sofort die Flucht, auch das einzige Warzenschwein, das am Ufer auftaucht.
Hippos können gefährlich werden
Nach einiger Zeit taucht vor uns etwas aus dem Wasser auf und gleich wieder unter: Hippos! Wir erfahren, dass jedes Jahr Menschen durch Kollisionen mit Nilpferden ums Leben kommen. Die Tiere können bis zu fünf Minuten unter Wasser bleiben. Wenn ein Boot einem Nilpferd zu nahe kommt, kann es das Boot umwerfen und die Insassen in Stücke reißen. Aber keine Sorge: „We Bring you not on the hippos – but to the hippos".
Zum Glück versteht die etwas ängstliche französische Dame kein Englisch. Bis ihre Schwiegertochter alles übersetzt hat, sind wir bereits in sicherem Abstand auf einer Sandbank gelandet. Die Rettungswesten dürfen wir ausziehen - die würden bei einem unhappy Hippo eh nicht helfen.
Unser Guide als Tierfotograf
Manfred dreht ein Video von den Hippos, also halte ich seine Kamera. Unser Guide hält meine Kamera mit dem Weitwinkel, damit ich ungehindert mit dem Tele weiter fotografieren kann. Dann geht er bis zur Spitze der Sandbank und macht auch einige Fotos, u. a. von einem Hippo mit offenem Maul. Auf diese Aufnahme ist er besonders stolz. Ich scherze: "Next time I give you the camera and I row the boat!"
Größeres Boot – kleineres Risiko
Ein größeres Boot nähert sich den Tieren im Wasser und die jüngere Französin fragt, wieso die näher ran dürfen als wir. Weil der Guide auf uns aufpassen muss – und auf sich selbst auch. Und weil Hippos eben gefährlich sind. Dass unser Boot deutlich kleiner ist und wir im Ernstfall wirklich gefährdet wären, fügt er nicht hinzu. Aber das kann sich eigentlich jeder denken.
Zeit tot schlagen trotz Gewitter
Der Ernstfall scheint dann tatsächlich einzutreten. Es ist unübersehbar, dass ein Gewitter aufzieht. Es hat schon mehrfach gedonnert und mittlerweile blitzt es rundherum auch ziemlich heftig. Als auf einen spektakulären Blitz lauter Donner folgt, springt unser Guide zur Seite und tut so, als wäre er gerade furchtbar erschrocken. Er kann sich dabei aber das Lachen genauso wenig verkneifen wie seine Kollegen.
Der ohnehin etwas ängstlichen französischen Dame ist überhaupt nicht mehr nach Lachen zumute. Sie sitzt bereits wieder im Boot, obwohl sie sich auf dem Wasser offensichtlich nicht besonders wohl fühlt. Eigentlich erwarten alle, dass wir zurück fahren. Ganz unabhängig von dem heranziehenden Unwetter haben wir genug Zeit bei den Hippos verbracht. Aber wir schlagen weiterhin Zeit tot, damit wir nicht vor Sonnenuntergang zurück kommen.
Wir machen das Beste aus dem schlechten Wetter: Schlecht-Wetter-Aufnahmen. Die Gewitterstimmung hat durchaus ihre Reize, besonders als sich auch noch zwei Regenbögen bilden. Nur wird es langsam unangenehm windig und es fängt auch etwas zu tröpfeln an.
Sonnenuntergang und Gegenwind
Schließlich ist die Wartezeit beendet und wir legen wieder los – mit dem obligatorischen „See you tomorrow!" Irgendwann können wir auch unsere Kameras wieder auspacken und ich kann den Sonnenuntergang nicht nur genießen, sondern auch fotografieren.
Am Ende müssen sich unsere Bootsführer mächtig ins Zeug legen, um gegen den strammen Gegenwind anzurudern. Für die vielen Zuschauer am Anlegesteg ist auch wieder etwas geboten, als wir mit wackligen Beinen aus den noch wackligeren Booten steigen.
Wir geben ein großzügiges Trinkgeld – natürlich auch für die Fotos – und sind froh, als wir kurz nach 18:30 Uhr wieder festen Boden unter den Füßen haben. Die Tour war wirklich nett und wir haben auch viel gesehen. Aber man könnte sie ohne Verluste von 2,5 Stunden auf 1,5 bis 2 Stunden kürzen.