Living Dessert Tour mit Steve und den Little Five
Auf dem Weg zu den Dünen holen wir noch drei Landsleute in Swakopmund ab und erhalten so eine kostenlose Stadtrundfahrt. Aus Umweltschutzgründen dürfen die Dünen nicht mit dem eigenen Auto befahren werden und es ist nur ein kleiner Teil ist für Quads oder für Dünen-Rutschen frei gegeben.
Die Konkurrenz ist mit drei Fahrzeugen à 10 Personen unterwegs und wir sind froh, dass wir bei Steve gelandet sind. Bei fünf Teilnehmern bleibt genug Zeit zum Fotografieren und unser Guide Steve wartet grundsätzlich so lange, bis jeder seine Aufnahmen im Kasten hat. Außerdem spricht er sehr gut Deutsch und so profitieren alle von seinem enormen Wissen. Schon bald gehen wir vom Sie zum Du über. Wir fühlen uns in der kleinen Gruppe sehr wohl.
Die Wüste ist nicht überall lebendig
Im vorderen Bereich der Dünen ist ein größeres Areal abgesperrt, um das Brutrevier von seltenen Vögeln zu schützen. Gelegentlich liegen leere Flaschen und Plastiktüten herum. Aber der Müll hält sich in Grenzen, weil regelmäßig Schulklassen die Dünen von Unrat reinigen. So werden die Kinder an Natur und Umweltschutz herangeführt. Bald kommen wir zu einer Stelle, die mit Knochen und Tierschädeln übersät ist. Wir erfahren, dass hier vor langer Zeit 2.000 Pferde erschossen wurden, nachdem eine ansteckende Seuche ausgebrochen war. Die meisten Knochen liegen im Sand begraben. Doch Regen und Wind geben immer wieder die Überreste der Tiere frei.
Living Dessert
Abgesehen von diesem bedrückenden Anblick ist es tatsächlich eine Living Dessert Tour. Und es gibt wirklich erstaunlich viel Leben in den Dünen bei Swakopmund. Als Einstimmung zeichnet Steve eine Landkarte von Namibia in den Sand und erklärt, wie Dünen entstehen. Dann zeichnet er auch noch einige Tiere, die wir hoffentlich zu sehen bekommen. Als erstes sehen wir einen Klopfkäfer. Jeder hat schon im TV gesehen, wie er am Morgen auf den Scheitel einer Düne klettert und mit dem Kopf nach unten wartet, bis ihm der kondensierende Nebel ins Maul läuft. Andere Tiere nehmen Wasser ausschließlich über die Nahrung auf. Steve drückt die Blätter einer Pflanze aus, die erstaunlich viel Wasser speichern kann.
Die Buschzeitung lesen
Viele Tiere sind nachaktiv und graben sich tagsüber in den Dünen ein. Dabei hinterlassen sie Spuren, denen Steve zu ihren Schlafplätzen folgt. Er sucht unter Büschen nach Tieren und auf den Dünen nach Spuren, die für ein ungeübtes Auge nicht erkennbar wären. Guides nennen diese Fährtensuche „die Buschzeitung lesen".
Als erstes entdeckt Steve eine sehr kleine Eidechse mit einem spitzen Maul. Das Tier sieht aus wie ein kleines Krokodil und ist wirklich einzigartig. Jeder darf es mit etwas Sand in die Hand nehmen und fotografieren. Natürlich entwischt der kleine Kerl immer wieder und buddelt sich blitzschnell wieder ein. Aber Steve buddelt ihn genauso schnell wieder aus, damit auch wirklich jeder sein Foto bekommt. Bei fünf Leuten ist das wohl noch zu vertreten. Dann lassen wir den kleinen Kerl in Ruhe und er kann weiter schlafen.
Als nächstes entdeckt Steve die Spuren einer harmlosen Schleiche - ein kleiner Vorgeschmack auf die Sidewinder, auf die alle hoffen (Bild rechts). Ab und zu kommt auch einer von Steves Freunden vorbei. Den Ornithologen freut das sicher besonders.
Bei der Sidewinder ist Vorsicht geboten
Steve bekommt einen Anruf von Marius, der gerade eine Schlange gesichtet hat. Er geht dem Hinweis nach und kann tatsächlich den Kopf der Schlange entdecken, als einziger. Genau wie die Eidechse hat auch sie sich im Sand eingegraben. Die Sidewinder ist sehr klein, aber hoch giftig. Deshalb ist hier Vorsicht geboten. Steve hat eine spezielle Zange dabei, mit der er das Tier vorsichtig aus dem Sand hebt. Anfassen oder zu nah ran gehen ist hier natürlich nicht mehr drin. Also fotografieren wir mit Tele, dem Standard-Objektiv auf unserer Afrika-Reise.
Drehort für Hollywood-Filme
Steve macht Scherze über die „Paparazzi" mit ihren großen Objektiven. Nur bei Tieren! Wir sind "Tier-Paparazzi"... Vermutlich waren hier aber auch schon echte Paparazzi unterwegs. Die Dünen von Swakopmund dienten schon als Filmkulisse für „Mad Max 5" und das Remake von „Der Flug der Phönix" (2004).
Als nächstes führt Steve uns zu einem ca. drei Monate alten Chamäleon. Das ist harmlos und sehr scheu. Also bleiben wir auch hier auf Abstand oder, wie Steve sagen würde, in Paparrazi-Position. Der kleine Kerl wird so lange mit Mehlwürmern gefüttert, bis jeder ein Foto seiner langen Zunge hat. Chamäleons können den ganzen Tag fressen, ohne Schaden zu nehmen. Also könnten theoretisch auch alle 30 Teilnehmer der anderen Anbieter ein Foto bekommen. Praktisch reicht da aber erfahrungsgemäß die Zeit nicht...
Während die anderen Tour-Busse die Dünen hoch jagen, entdeckt Steve an einer anderen Stelle ein zweites Chamäleon. Das Weibchen ist größer und anders gefärbt als das Jungtier von vorhin und noch scheuer. Es flüchtet sich sofort in einen Busch, traut sich dann aber wieder heraus und lässt sich doch noch von den „Tier-Paparazzi" ablichten. Wir sind alle total begeistert.
Einen Gecko hat schon länger keiner mehr zu Gesicht bekommen und wir sehen auch heute keinen. Aber wir sind trotzdem alle mehr als zufrieden mit der Living Dessert Tour bei Steve. Wir würden jederzeit wieder mit Steve auf die Suche nach den „Little Five" gehen.