Ihaha Campground – Affentheater beim Frühstück
Am Mittwoch, 14.10.2015 schreckt uns um 5:45 Uhr ein verdächtiges Geräusch auf: Am „Paviansicheren Müllcontainer" ist schon wieder ein Pavian zugange. Und zwar mit Erfolg. Der vielversprechende Nachwuchs hüpft hinterher und leckt den Deckel des Joghurtbechers ab, den ich am Tag zuvor entsorgt habe.
Pavian-Invasion am Campingplatz
Was uns deutlich mehr beunruhigt, ist die Pavianparade, die auf unserem Campingplatz einmarschiert. Der Anführer vorne weg, das Rudel hinterher. Paviane in allen Größen, bis hin zu ganz kleinen. Diesen Anblick kennen wir bisher nur von der Picknick Area im Chobe Nationalpark. Da konnten wir selbst entscheiden, ob wir aussteigen wollen oder nicht. Hier haben wir keine Wahl. Irgendwann müssen wir aus dem Zelt raus und uns dieser tierischen Invasion stellen. Nachdem es bei uns offensichtlich noch nichts zu holen gibt, ziehen die ungebetenen Gäste weiter. Wir stehen um 6 Uhr auf.
Der „Pavian-sichere" Müllcontainer wurde wieder geplündert
Der „Pavian-sichere" Müllcontainer hat gewaltige Schräglage. Der Inhalt ist über den halben Campingplatz verstreut. Der große Joghurtbecher ist zerbrochen und fein säuberlich ausgeleckt, genau wie die Saft-Tüte. Von den Bananen- und Orangenschalen, die ich in den Joghurtbecher gepackt habe, um keine zu verlockenden optischen Anreize für weitere Plünderungen zu bieten, fehlt jede Spur. Wir befördern den Müll mit einem kleinen Ast wieder in den Müllcontainer zurück.
Scheinbar ist Butter zu fett für kleine Affen
Dann bereiten wir unser Frühstück vor. Natürlich lassen wir keine Lebensmittel mehr offen rumliegen. Wir haben dazu gelernt, zumindest ein wenig. Brot, Käse und Obst bleiben unter Verschluss, bis wir es wirklich brauchen. Nur die Butter steht schon auf dem Cooler im Auto.
Genau wie am Vortag bin ich zwischendurch ein paar Minuten allein am Platz. Kaum ist Manfred außer Sicht, springt ein kleiner Affe in den Kofferraum, schnappt sich die Butter und flüchtet damit auf den nächsten Baum. Ich laufe schreiend hinterher.
Der Dieb sitzt seelenruhig auf einem Ast und schaut auf mich herunter. Dann öffnet er mühelos den Deckel der Butter und lässt ihn auf den Boden fallen, gefolgt von der Abdeckfolie. Und Mahlzeit! Scheinbar schmeckt ihm das fette Zeug aber nicht besonders.Wenig später liegt auch die Butter auf dem Boden. Die schnappt sich sofort ein kleinerer Artgenosse und läuft damit den Baum hoch. Der gibt auch ziemlich schnell auf und die Butter landet nach wenigen Bissen wieder auf der Erde.
Mittlerweile ist Manfred zurück und fragt, was los ist. Er war während des Überfalls noch in Hörweite. Wahrscheinlich waren meine wüsten Beschimpfungen der Eindringlinge auch noch auf den Nachbar-Plätzen zu hören, obwohl das Ihaha Campsite wirklich sehr großzügig angelegt ist. Während ich Manfred die Fotos zeige, holt sich der nächste Affe die Butter. Und lässt sie auch nach kurzer Zeit wieder fallen. So geht das weiter.
Affen fotografieren statt Frühstück herrichten
Natürlich schleichen auch immer wieder Affen um unseren Tisch herum. Da gibt es aber noch nichts Fressbares zu holen. Also holt eine Meerkatze den zerfetzten Saftbehälter aus dem Müllcontainer und leckt die letzten Reste ab. Anstatt Frühstück zu machen, laufe ich Affen hinterher: In der rechten Hand meine Kamera, in der linken die Tüte mit dem Brot. Diesmal kriegen die das nicht! Einmal reicht! Ich bin total genervt und gestresst und will nur noch raus aus diesem Affentheater. Manfred amüsiert das ganze eher.
Wahrscheinlich amüsiert es auch unsere nächsten Verwandten aus dem Tierreich, dass er immer noch nicht mit der Steinschleuder umgehen kann und grundsätzlich daneben schießt. Das ist wahrscheinlich noch schlimmer als gar keine Verteidigung. So verlieren die Angreifer den letzten Respekt vor ihm. Mich haben sie scheinbar sowieso nie ernst genommen. Zumindest nicht der Pavian-Anführer.
Schon wieder schnappt mir ein Pavian das Brot vor der Nase weg
Kaum habe ich die Tüte mit dem Brot auf dem Tisch abgelegt, kommt der Ober-Macho mit Affenzahn auf mich zugeschossen und schnappt sie mir vor der Nase weg. Genau wie damals im Waterberg Plateau Park. Langsam reicht es wirklich. Die Nerven liegen blank. Wenigstens habe ich vorher schon zwei Scheiben auf unsere Teller verteilt. Die sind noch da. Und die zwei Scheiben, die der Dieb auf der Flucht verloren hat. Die liegen auf dem Boden.
Das restliche Brot verzehrt der Macho genüsslich ein paar Meter weiter. Genau wie die Paprika am Vortag. So als wollte er uns zeigen, wer hier der große Macker ist. Definitiv nicht Manfred, der ihn natürlich wieder nicht trifft. Langsam wird mir das Affentheater zu viel auf leeren Magen. Also frühstücken wir endlich. Der Tee ist kalt geworden, aber das ist egal. Wenigstens haben wir noch eine Scheibe Brot pro Person und ein paar Bananen sind auch noch da.
Ein ernstes Problem für die einheimische Bevölkerung
Wie gesagt: Für uns ist das ein Luxusproblem. Wir kommen heute nach Kasane und können dort wieder einkaufen. Für die einheimische Landbevölkerung ist es deutlich problematischer oder kann sogar Existenz-gefährdend werden, wenn die Affen ihre Vorräte plündern. Diese Überlegungen tragen nicht unbedingt dazu bei, dass wir uns besser fühlen. Eher im Gegenteil. Aber wir können es nicht ändern.
Die Polizeistreifen am Campingplatz schützen zwar vor Kriminellen, aber nicht vor Affen. Und bei Tieren ist das sowieso Mundraub. Die wählen eben den einfachsten Weg. Wer soll es ihnen verdenken. Affen sind die nächsten Verwandten von uns Menschen. Und sie benehmen sich leider auch so.
Zwei Scheiben Brot für ein paar Fotos
Nach dem Frühstück beschließe ich, etwas zu tun, was wir normalerweise strikt ablehnen. Ich lege einen Köder für den Ober-Macho aus. Bei dem ist eh schon alles zu spät. Er bringt Menschen schon lange mit einer einfachen Nahrungsquelle in Verbindung. Den kann man nicht noch mehr verderben. Das Brot, das er auf der Flucht verloren hat, ist auch nicht mehr wirklich für den Verzehr geeignet. Also legen wir es auf den Tisch und gehen ein paar Meter zurück. Wenn mir schon das zweite Mal ein Pavian unser Brot vor der Nase weg schnappt, möchte ich endlich ein Foto von dem Übeltäter! Der sonnt sich derweilen gemütlich unten am Fluss, umgeben von friedlichen Impalas. Es gibt auch nette Tiere in Ihaha.
Natürlich kann er der Leckerei auf dem Tisch nicht lange wiederstehen. Und natürlich ist er wieder viel zu schnell für gute Fotos oder ein Video. Ich erwische ihn nur noch auf der Flucht und die Bilder sind natürlich alle unscharf. Bewegungsunschärfe. Die Redewendung „mit einem Affenzahn" für „extrem schnell" kommt nicht von ungefähr. Also begnüge ich mich mit ein paar Fotos von der letzten Mahlzeit, die der Rudel-Chef von uns erbeutet hat.
Manfred legt noch ein letztes Mal mit der Steinschleuder auf ihn an. Und trifft daneben. Klar. Der Macho läuft trotzdem ein paar Meter weg. Immerhin tut er noch so, als ob er Angst vor uns hätte. Aber wir wissen natürlich genau, dass er das nicht hat. Hier ist er der Boss.
Wir überlassen den Pavianen ihr Revier gerne wieder. So schön das Ihaha Camp liegt: Am Chobe und mit den Elefanten, die den Fluss überqueren oder einfach nur da sind. Dieses Affentheater machen wir kein weiteres Mal mit. Wir sind echt froh, dass wir die nächste Nacht im Senyati Safari Camp gebucht haben, auch wenn uns da weitere unliebsame Überraschungen erwarten.