Bootstour mit Dan – Immer wieder ein besonderes Erlebnis
Eine Bootstour mit Dan gehört für uns zum absoluten Pflichtprogramm. Eigentlich wollte ich Dan mit einem coolen Spruch begrüßen wie: „Ich dachte, Caprivi könnte ein wenig Regen brauchen. Deshalb sind wir hier und wollen wieder Boot fahren". Aber dazu bin ich bei der Ankunft nicht in der Stimmung.Und so verkneife ich mir auch jetzt Anspielungen auf unseren ersten feucht-fröhlichen Bootstrip im Oktober 2013. Damals hat es nach über sieben Monaten zum ersten Mal wieder geregnet. Und zwar in Strömen. Deshalb haben wir die Mail für unsere Campingplatz-Reservierung mit „Rainmakers from Germany" unterschrieben.
2015 leidet das gesamte südliche Afrika unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren. Der Wasserstand des Kavango ist so niedrig, dass wir ein Stück zum Boot laufen müssen. Deshalb sollen wir auch Sandalen und keine Socken tragen. Wir müssen auch kurz durchs Wasser. Das geht aber nur bis knapp über dem Knöchel. Kein Problem. Wir starten schon um 15 Uhr. 2013 sind wir um 16 Uhr los gefahren. Aber so müssen wir bei der extremen Hitze nicht so viel Zeit totschlagen. Dan fährt noch mal kurz weg, ist aber pünktlich um 15 Uhr zurück.
Abenteuerlicher Bushwalk mit falschem Schuhwerk
Ca. 20 Minuten später sind wir am Boot. Wir sind gut zu Fuß und haben in Afrika eh viel zu wenig Bewegung, weil man nirgends aussteigen darf, wegen der wilden Tiere. Die gibt es hier auch. Angeblich sogar Krokodile in einem kleinen Seitenarm, durch den wir waten müssen. Dan rät, hier lieber nicht zum Schwimmen zu gehen.
Die Kühe, die in sicherem Abstand zum Wasser grasen, glotzen uns etwas verdutzt an. Vermutlich glotzen wir wenig später genauso verdutzt, als das Wasser immer tiefer wird. Mir reicht es langsam schon bis über die Knie und ich höre auf, die Hose hoch zu krempeln. Bei den warmen Temperaturen ist die eh gleich wieder trocken. Außerdem ist sie aus einem schnell trocknenden Hightech-Material.
Das Problem sind eher die Schuhe. Wir haben beide unsere Badesandalen angezogen, weil die auch am schnellsten wieder trocken werden. Nur bleiben die immer öfter im Schlamm stecken. Ich befürchte schon, dass mir irgendwann buchstäblich der Schuh abhaut. Im übertragenen Sinn tut er das schon.
Scheinbar sind Bootstrips mit Dan immer eine feucht-fröhliche Angelegenheit – auch bei strahlendem Sonnenschein. Die Betonung liegt auf „fröhlich". Der kleine Abenteuer-Bushwalk macht wirklich Spaß. Wir würden zwar nicht mehr allein zurück finden. Aber das müssen wir auch nicht. Wir haben Dan dabei. Der lotst uns sicher durch jede Unwegsamkeit wie Dornen oder Wurzeln, die sich in dem unübersichtlichen Gelände und mit dem unpassenden Schuhwerk in Stolperfallen verwandeln. Hier wären eher Wanderschuhe angebracht gewesen, aber definitiv keine offenen Sandalen mit Gummisohlen. Ich denke jetzt mal lieber nicht an den Rückweg in der Dunkelheit. Natürlich hat keiner an eine Taschenlampe gedacht. Wofür auch?
Mindestens 30 Hippos und zahlreichen Vogelarten
Jetzt freuen wir uns erst mal auf unsere Bootstour. Am Anfang sind nur Hippos und zahlreiche Vögel zu sehen, auch einige Weißkopfseeadler. Am Tag zuvor war Dan mit zwei Vogelfreunden unterwegs, die sich nicht für andere Tiere interessieren. Die sind sicher auch auf ihre Kosten gekommen. Dan kennt sich mit Vögeln hervorragend aus. An einer Stelle könnten Elefanten kommen. Wir warten einige Minuten. Sie kommen nicht. Also fahren wir weiter.
Eine große Gruppe Hippos kommt in Sicht. Eines mit offenem Maul. Manfred kriegt es auf Video. Perfekt! Dan kennt den Fluss wie seine Westentasche und weiß auch, wo sich die Flusspferde aufhalten. Wir haben viel Zeit und Muße, diese faszinierenden Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Köpfe tauchen aus dem Wasser auf, Ohren wackeln. Weitere Köpfe tauchen auf. Andere tauchen wieder ab. Wir zählen mindestens 30 Tiere, die gleichzeitig zu sehen sind. Einige Tiere ragen weiter aus dem Wasser heraus. Die Körper der größeren Tiere sind von tiefen Wunden übersät.
Zwischendurch bieten sich immer wieder tiefe Einblicke in aufgerissene Mäuler. Diese Drohgebärde dient zur Revierverteidigung. Gegen Rivalen. Oder Eindringlinge wie uns. Durch Hippos kommen mehr Menschen zu Tode wie durch Löwen und andere Raubtiere. Es ist äußerst gefährlich, den Tieren in einem kleinen Booten zu nahe zu kommen. Wenn sich die Kolosse mit voller Wucht auf die vermeintlichen Angreifer werfen, ist die Überlebenschance gleich Null. Dan weiß, wie nah er an die Hippos fahren darf und bleibt in sicherem Abstand. Das wissen wir und fühlen uns absolut sicher.
Elefantenbulle und Büffel am Ufer und ein malerischer Sonnenuntergang
Am Ufer kommen immer wieder Antilopen in Sicht. Dan hat am Morgen Löwen-Spuren gesichtet. Der Verursacher kommt nicht in Sicht. Dafür taucht ein großes graues Etwas im Busch auf: Ein ausgewachsener Elefantenbulle. Und wir kommen ganz nah heran! Und schon wird es wieder aufregend. Elefanten sind immer etwas Besonderes. Auch wenn wir am Tag zuvor ein paar Hundert zum Wasserloch kommen sehen. Keiner war so nah wie dieser hier. Außer dem Prachtexemplar im Etosha Nationalpark, das direkt vor unserem Auto vorbei gelaufen ist und dann neben unserem Auto gegrast hat... Aber hier sitzen wir in einem Boot. Und neben uns grast ein Elefant direkt am Flussufer. Wir sind total begeistert. Später stehen noch drei Büffel am Wasser.
Bei Sonnenuntergang spiegeln sich malerische Wolken im Fluss. Dan sucht immer wieder die perfekte Position für das perfekte Motiv und fotografiert auch selbst, solange das Manövrieren des Bootes es zulässt.
Die Hippos haben sich über den ganzen Fluss verteilt
Als wir wieder zu der Hippo-Kolonie zurückkommen, fotografieren nur noch wir. Die Tiere haben sich fast über den ganzen Fluss verteilt. Dan hat sichtlich Mühe, an ihnen vorbei zu kommen. Wie gesagt: Wir sind hier in IHREM Revier und nicht umgekehrt. Also halten wir an und warten ab, bis die Tiere den Weg wieder frei geben.
Tierfreunde tragen zum Schutz von Wildtieren bei
Am Ufer kommt ein Fahrzeug an. Scheinbar ein Ranger. Dann erscheinen zwei Männer in Uniform zu Fuß. Und fotografieren die Hippos mit ihren Handys. Ein ungewohnter Anblick. Dan erklärt uns, dass das Special Field Forces sind, von denen sich viele zum ersten Mal in einem Nationalpark aufhalten. Die meisten haben noch nie Wildtiere gesehen, geschweige denn Hippos.
Mit Wilderern könnten es diese Jungs sicher nicht aufnehmen. Wilderer schlafen unter oder auf Bäumen und sind auch deutlich besser ausgerüstet, u. a. mit Nachtsichtgeräten. Umso wichtiger ist es, weitere Gebiete für den Tourismus zu erschließen. Deshalb wurde auch das Wasserloch mit dem Ansitz im Mudumu Nationalpark eingerichtet, um weitere Teile des Parks zu erschließen. Wo Touristen hinkommen, haben es Wilderer schwerer. Also leisten Tierfreunde einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Wildtiere.
Bushwalk in unpassendem Schuhwerk bei einbrechender Dunkelheit
Schließlich haben sich die Hippos etwas weiter ans Ufer zurückgezogen. Der Weg ist frei. Wir können weiter fahren.Langsam wird es dunkel. Wir müssen noch 20 Minuten zum Campingplatz zurück laufen. Durch unwegsames Gelände und immer wieder durch den Fluss. In völlig Gelände-untauglichen Badesandalen und ohne Taschenlampe.
Aber wir haben ja Dan dabei. Der führt uns sicher durch die Wildnis. Natürlich bleiben wir bei unseren Flussdurchquerungen auch jetzt immer wieder im Schlamm stecken. Dan ermahnt uns: „Please don’t fall!" Leichter gesagt als getan. Teilweise ist das schon eine sehr wacklige Angelegenheit. Wir kommen immer wieder mächtig ins Wanken. Am meisten Angst haben wir um unsere Kameraausrüstung. Wir werden wieder trocken, wenn wir ins Wasser fallen. Unsere Kameras könnten ernsthaften Schaden davon tragen. Und die Bilder und Videos der Bootstour wären auch weg.
„Du weißt nicht, wo die Steine liegen..."
Mir fällt immer wieder der Witz ein, in dem Mönche über einen Fluss laufen. Es ist auch ein Novize dabei. Der versucht es dann auch und fällt natürlich sofort ins Wasser. Daraufhin belehrt ihn einer der alten Mönche: „Dein Vertrauen ist groß, Bruder. Aber du weißt nicht, wo die Steine liegen". Das wissen wir auch nicht. Dan scheinbar schon. Der sprintet mühelos durch den Fluss und muss immer wieder, bis wir endlich nachkommen. Aber er macht das öfter. Wir quälen uns hier zum ersten Mal durch.
Manfred verliert einen Schuh im Wasser
Ich schaffe es immer wieder, den Fuß samt Sandale aus dem schlammigen Untergrund heraus zu ziehen.
Manfred nicht. Plötzlich ist einer seiner Schuhe weg. Manfred findet ihn nicht mehr.
Dan eilt zu Hilfe und findet ihn ziemlich schnell. Allerdings ist die Badesandale kaputt.
Der Riemen ist abgebrochen. Manfred muss mit einem Schuh weiter laufen.
Dan schlägt als Alternative Schwimmen vor. Ich scherze: „Mit Krokodilen ?"
Also doch lieber weiter laufen.
Nachdem Manfred ein paar Minuten halb barfuß durch Gestrüpp und Dornen gelaufen ist, läuft Dan plötzlich ein paar Meter zurück, hebt etwas auf und eilt wieder auf Manfred zu. Dann wickelt der Tausendsassa fachkundig ein Stück Plastik um die gebrochene Sandale. Bis zum Campingplatz hält das Provisorium.
Gewitter zieht vorbei
Mittlerweile ist es stockdunkel. Wir haben bei den Hippos wertvolle Zeit verloren. Es ging nicht anders. Auch ein versierter Bootsführer wie Dan kann nicht durch 30 Hippos durchfahren, ohne sich und seine Fahrgäste in Lebensgefahr zu bringen. So abenteuerlich soll die Bootstour dann doch nicht werden... In der Ferne ist Donnergrollen zu hören. Nicht schon wiede ! Wir hatten beim ersten Mal schon ein starkes Gewitter. Ziemlich am Anfang der Tour. Wenigstens wären wir jetzt schon fast am Campingplatz zurück. Und nass sind wir eh schon Zumindest unten, bis über die Knie. Diesmal zieht das Gewitter vorbei.
Die letzten Meter müssen wir allein bewältigen
Endlich kommt der Campingplatz in Sicht. Mittlerweile ist auch der zweite Platz belegt und Dan begrüßt die neuen Gäste. Also müssen wir das letzte Stück bis zu unserem Platz allein bewältigen. Das sollte eigentlich kein Problem sein. Nur ist es mittlerweile stockdunkel und hier ist nichts beleuchtet, solange nicht jemand das Licht an seinem Platz anmacht. Und so werden die letzten Meter unseres abenteuerlichen Buschwalks fast noch zu einer kleinen Herausforderung. Ich stolpere über irgendetwas, falle aber nicht hin. Auch Manfred schafft es die letzten Meter, trotz kaputtem Schuh, von dem wir noch ein Foto machen, bevor wir ihn in die Mülltonne werfen.
An Land hat es immer noch schwüle 30° C. Auf dem Wasser waren die Temperaturen deutlich angenehmer. Eine Bootstour ist wirklich die beste Art, einen heißen Tag in Afrika zu verbringen. Und eine Bootstour mit Dan ist immer ein ganz besonderes Erlebnis.