Elefantenherde und Löwenrudel an Wasserloch Nebrownii - Dia-Faszination-Natur-Afrika

Chobe Nationalpark - Elefanten bei Sonnenuntergang
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Treffen der Alphatiere am Wasserloch Nebrownii
Nach dem gelungenen Game Drive am Vormittag brechen wir am 30.09.2015 gegen 16 Uhr Richtung Olifantsbad auf, mit einem kurzen Zwischenstopp bei zwei Giraffen, die neben der Piste saftiges Laub fressen. Am Wasserloch ist außer einem großen Game Drive–Fahrzeug nichts zu sehen. Das sind wir mittlerweile schon gewöhnt. 2013 gehörte Olifantsbad zu den absoluten Highlights. 2015 erleben wir die Highlights auf der Rückfahrt, nicht nur am Vortag, sondern auch heute. Der Busch, unter dem wir am Tag zuvor das Löwenrudel beobachten konnten, ist verwaist. Keine Autos, keine Löwen.  
Weiße Elefanten am Wasserloch Nebrownii
Dafür kommen am Wasserloch Nebrownii mehrere Elefanten in Sicht – schon ganz weiß von dem kalkhaltigen Wasser. Ein einzigartiger Anblick. Also nichts wie hin! Wir bekommen noch einen guten Platz in der ersten Reihe und fangen zu fotografieren an. Wenige Minuten später deutet der Fahrer des Nachbarautos nach rechts. Ich vermute weitere Elefanten. Wer soll da jetzt sonst noch ans Wasserloch kommen?
Elefanten und drei Löwinnen am Wasserloch
Es sind drei Löwinnen, die zielstrebig auf die Wasserstelle zuschreiten, an der sich sieben Elefanten aufhalten. Das haben wir auch noch nicht erlebt! Die Elefanten scheinen ein wenig unschlüssig zu sein, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen und rücken näher zusammen. Sie sind hörbar not amused und tröten immer wieder böse.
Die Löwinnen nehmen das andere Ufer in Beschlag. Einer der Elefanten unternimmt einen halbherzigen Versuch, den ungebetenen Besuch in die Flucht zu schlagen. Aber so leicht lassen sich die Majestäten nicht vertreiben. Auch nicht durch das wiederholte Tröten, das bei Elefanten nie ein gutes Zeichen ist. Die „Dickhäuter" sind in Wirklichkeit ausgesprochen dünnhäutig – scheinbar auch im übertragenen Sinn - und immer noch hörbar not amused.
Neben den Elefanten wirken die Löwen winzig
Wirklich entspannt wirken die Löwinnen auch nicht. Eher ein wenig unentschlossen, ob sie nicht doch das Feld räumen und das Wasserloch den zahlenmäßig überlegenen Elefanten überlassen sollen. Die verteilen sich mittlerweile wieder selbstbewusst an der anderen Seite. Schließlich waren sie zuerst da. Und größer sind sie auch.
Die ausgewachsenen Löwinnen wirken winzig gegen die ausgewachsenen Elefanten – eingerahmt von stämmigen Beinen, wenn sie hinter den Kolossen vorbei schleichen. Sie könnten den Elefanten ohne weiteres zwischen den Beinen durch laufen. Bei Elefanten ist BIG Five wörtlich zu verstehen. Schließlich verlässt einer der Elefantenbullen das Wasserloch und bahnt sich seinen Weg durch die parkenden Autos.
Rückstau bis zur Straße
Erst jetzt registrieren wir, dass der Parkplatz voll ist: Autos, Game Drive-Fahrzeuge und Busse, soweit das Auge reicht. Auch oben auf der Piste hat sich bereits eine Schlange gebildet. Elefanten und Löwen gleichzeitig am Wasserloch sieht man nicht alle Tage. Und wir stehen in der ersten Reihe!
Fotografieren wird zur schweißtreibenden Schwerstarbeit
Und das bedeutet: Nicht nur beobachten, sondern filmen und fotografieren, was das Zeug hält. Manfred filmt, ich fotografiere. Abwechselnd mit Tele und Weitwinkel, je nachdem, was die angespannte Lage am Wasserloch gerade erfordert. Die angespannte Lage im Auto würde ein Handtuch erfordern, um den Schweiß von der Stirn zu wischen, der uns in Strömen herunter läuft. Es ist brütend heiß und wir leisten in dem engen Auto wirklich Schwerstarbeit. Die Enge und die ungemütliche Körperhaltung sorgen für zusätzliche Schweißausbrüche. Aber so ein Schauspiel können wir uns unmöglich entgehen lassen.
Bei Alphatieren gibt keiner nach
Zwei Alphatier-Arten treffen aufeinander. Kampf der Giganten um das Vorrecht zu trinken. Kampf nicht unbedingt. Es bleibt alles friedlich. Man taktiert sich. Schätzt die Lage ein. Zwei Löwinnen gehen, eine bleibt. Geht immer wieder zum Wasser, um zu trinken. Vermutlich eher eine Übersprunghandlung. Trinken als Alibi-Funktion. Auch die Elefanten trinken nur noch ab und zu. Die beiden anderen Löwinnen kommen zurück. Gemeinsam sind sie stark. Wie die Elefanten. Herdentiere. Gemeinsam könnten sie auch die beiden Jungtiere gegen die drei Feindinnen verteidigen.
Aber die Löwinnen wollen gar nicht angreifen. Nur ihren Revieranspruch verteidigen. Wie die Löwen am Parkplatz am Olifantsbad im Oktober 2013. Die wollten den Autos klar machen, dass das ihr Revier ist. Die Elefanten sehen das vermutlich genauso.
Im Hintergrund laufen zwei Schakale vorbei – unbeeindruckt von der surrealen Szenerie. Wir halten den Atem an. Bis mir bewusst wird, dass mir schon ganz schwindlig ist. Vor Aufregung. Hitze. Dehydrierung. Wahrscheinlich alles zusammen. Außerdem tut mir einiges weh wegen der ungünstigen Körperhaltung.
Am Wasserloch bleibt alles friedlich. Löwen und Elefanten nebeneinander. Man hat sich arrangiert. Keiner gibt nach. Alphatiere eben. Wie der Mensch. Genauso unnachgiebig. Vielleicht faszinieren uns Tiere deshalb so? Weil sie uns manchmal so menschlich erscheinen? Oder weil wir menschliche Verhaltensweisen in sie hinein interpretieren?
Wir sind umzingelt
Wir sind soziale Wesen und gönnen anderen auch etwas. Also beschließen wir, den Weg frei zu machen für eines der vielen Fahrzeuge hinter uns. Nur müssen die erst mal den Weg für uns frei machen, damit wir hier überhaupt raus fahren können. Wir sind komplett zugeparkt. Und natürlich schaut keiner auf die anderen Autos. Alle starren noch ganz gebannt auf die Tiere am Wasserloch. Irgendwann registriert dann doch der erste, dass sich unser Auto von der Stelle bewegt. Langsam, aber sicher bahnen wir uns einen Weg durch die Blechlawine, die sich um das Wasserloch gebildet hat und sich auf der Piste noch ein paar Hundert Meter fortsetzt. Wenn Elefanten und Löwen gleichzeitig auftreten, bleibt wirklich jeder stehen.
Am Abend berichten uns unsere Schweizer Nachbarn ganz aufgeregt, dass auch sie Zeugen dieses einmaligen Schauspiels geworden sind. Die junge Mutter hat immer noch „Hühnerhaut". Ich bestätige „Gänsehaut-Feeling" und bleibe auch sprachlich im Bild der Tierwelt, die in Afrika wirklich einzigartig ist.

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