Fahrt im Hinterland des Caprivi Strip – Fremde unerwünscht
Am 18. Oktober 2013 brechen wir am frühen Morgen zu Dans Mavunje Camp auf und sind überzeugt davon,
dass wir noch am selben Tag eine Bootstour auf dem Kwando oder einen Game Drive unternehmen können.
Auf unserer Fahrt ins Hinterland werden die Blicke und Gesten der Menschen am Straßenrand zunehmend feindselig.
Scheinbar empfinden uns die Einheimischen als Eindringlinge.
Zu allem Überfluss verfahren wir uns auch noch ordentlich, weil Dans Camp nicht in unserem Navi ist.
Die Hauptstraße C49 wird gerade geteert und ist für den Verkehr gesperrt.
Wir müssen immer wieder die Straßenseite wechseln und fahren abwechselnd links und rechts unterhalb
der Straße entlang. Wir sehen zwar einige Schilder, die auf Lodges verweisen, aber das Camp von Dan ist nicht dabei.
Zahlreiche Baustellenfahrzeuge wirbeln unendlich viel Staub auf und machen die Orientierung noch schwerer.
Dan hat uns seine Telefonnummer gemailt. Die haben wir aber gerade nicht greifbar.
Also bleibt Manfred vor einem Dorf stehen und fängt zu suchen an.
Wir sollen hier verschwinden – und zwar sofort.
Zwei Welten innerhalb von 4 km
Nachdem wir die richtige Abzweigung immer noch nicht finden, schlage ich vor, bei einer Lodge nach dem Weg zu fragen,
die 4.5 km von der Hauptstraße entfernt liegt. Manfred biegt ab, will es aber immer noch ohne Fragen hinkriegen und bleibt
nochmal stehen – wieder vor einem Kraal.
Diesmal kommt kein Kind heraus, sondern ein großer kräftig gebauter Mann.
Er bleibt vor seiner Hütte stehen und schaut unvermittelt zu uns herüber.
Gesichtsausdruck und Körperhaltung sprechen Bände.
Manfred sucht nach Dans Telefonnummer und kriegt nichts mit.
Auf den nächsten 2 km begegnen uns zahlreiche Kinder, die uns eindeutig zu verstehen geben, was sie von uns halten –
nämlich gar nichts. Zwei Kinder drehen uns den Rücken zu, schneiden Grimassen und wackeln mit dem Hintern.
Langsam verstehen wir, warum die meisten durch den Caprivi Strip nur durch fahren.
Im Moment würden wir selbst am liebsten umdrehen.
Und wir sind auf der Suche nach einem Engländer, der mitten in diesem Fremdenfeindlichen Gebiet
eine Oase der Ruhe für Naturliebhaber wie uns geschaffen hat. Und da wollen wir jetzt hin.
Die Leute sind wieder freundlich
Auf halber Strecke zur Lodge werden die Gesichter und die Gesten am Straßenrand wieder freundlicher.
Da wird wieder gelächelt und gewinkt – und wir lächeln und winken wieder freundlich zurück.
Schulen machen Hoffnung
An der Schule sind wir schon ein paar Mal vorbei gekommen.
Schulen fallen uns hier grundsätzlich auf, weil sie nicht selbstverständlich sind.
Aber Schulen machen Hoffnung – auf eine bessere Zukunft für die Kinder, die hier leben –
vielleicht auch der Kinder, die uns so deutlich gezeigt haben, dass sie uns nicht in ihrem
Land haben wollen.
In dem Bewusstsein, dass wir keine Eindringlinge sind, sondern Natur- und Tierfreunde,
die auf ihre Art einen kleinen Beitrag zu einer besseren Wirtschaftslage leisten können,
fahren wir die 4,5 km zur Hauptstraße zurück.
Und wir hoffen, dass die Kinder auf den nächsten 2 km irgendwann auch einmal von den Touristen profitieren
oder zumindest in die Schule gehen können, an der wir kurz darauf zum dritten oder vierten und glücklicherweise
letzten Mal an diesem Tag vorbei fahren.
Einige Tage später sollen wir einen völlig anderen Eindruck von den Menschen im Caprivi Strip erhalten.
Out of Africa
Kurz darauf erreichen wir endlich Dans idyllische Oase der Ruhe mitten im Busch und fühlen uns wieder deutlich wohler –
direkt am Kwando und doch out of Africa.
Als wir uns die Hand geben, sage ich als erste „Nice to meet you !" Und das meine ich wirklich ernst.
Das Angebot, knapp zwei Stunden später mit einem anderen Paar an einer Bootstour teilzunehmen,
lehnen wir bedauernd ab. Wir müssen einfach zur Ruhe kommen. Das das merkt man uns vermutlich deutlich an –
vor allem mir. Dan hat Verständnis. Morgen ist auch noch ein Tag und da wollen wir auf jeden Fall aufs Boot.